Gerne radel ich in neuen Gegenden. So kam mir entgegen, dass meine Tochter eine Komilitonin in Heidelberg besuchen will. So war der Ausgangspunkt einer neuen Radtour schon festgelegt. Nun stand nur noch im Raum die 220km direkt zurückzufahren oder sich erst in der Gegend dort etwas rumzudrücken und die Rückfahrt auf zwei Etappen aufzuteilen.
Ich entschied mich für eine Übernachtung. Schönes Quartier war schnell gefunden und gebucht. Doch erstmal ging es nach Heidelberg. Hochgelobt bei den Touristen: "Ich habe mein Herz in Heidelberg verloren". Doch die Anfahrt in die Stadt war erstmal mühsam, da wir anscheinden die lokalen Radwege nicht gefunden haben oder gar nicht vorhanden sind.
Erst ging es durch die Fussgänger-Zone zur Kirche und weiter über den Neckar.
Ein obligatorisches Bild mit den Heidelberger Schloss gehört natürlich auch dazu.
Am schönsten in Heidelberg fand ich den Philosophen-Weg. Philosoph ist ein altdeutsches Wort für Student. Gut kann ich mir vorstellen wie einst die Studenten hier oben entlang flaniert sind, gelernt und gefeiert haben. Galt doch ein Studium ohne Karzer - Aufenthalt damals als Verschwendung.
Zum Abschluss bin ich dann noch zum Schloss hochgefahren. Dort war ich schon einmal, denn hier startete meine erste große Radtour nach meiner Schulzeit im Jahre 1987. Mit knackigen 15 Jahren bin ich damals mit meinen Kumpel von Heidelberg hoch an die Nordsee gefahren. So wusste ich, dass das Schloss hauptsächlich eine romantische Ruine ist.
Doch den Picasso gab es damals noch nicht.
Dann ging es rauf & runter durch den Odenwald. Ähnlich wie in der Fränkischen Schweiz nur sind die Anstiege geringfügig etwas länger, aber nicht so steil. Lacht man gerne über fränkische Ortsnamen wie Mausgesees, so kann der Odenwald hier locker mithalten.
Dann komme ich per Zufall an einem (ehemlaigen) Naturdenkmal vorbei. Die Airlenbacher Eiche (LINK) die schon Bekanntschaft mit den Siegfried aus der Nibelungen-Sage Bekanntschaft gemacht hat. Heute steht nur noch der Überrest vom Baumstumpf da.
Dann komme ich an meinen Etappenziel Michelstadt an. Ich checke im Hotel ein und entledige mich den Ballast und drehe noch eine weitere Runde, da das Wetter gut ist und die Beine noch etwasa hergeben. Als Ziel ist das höchste Eisenbahn-Viadukt Hessens: das 43m hohe Himbäckl-Viadukt. Interessant für mich war, dass schon im Jahr 1880 man sich Wanderarbeiter aus Italien für den Bau bediente.
Wieder zurück in Michelstadt ging es zum Markplatz mit den Kalenderblatt bekannten Rathaus.
Michelstadt ist ein echtes Klein-Od mit viel Fachwerk und malerischen Winkel. Wenig Touris. Viel besser als Heidelberg. Mein Quartier kann ich jeden empfehlen, gehört es doch zu den 50 besten Gasthäusern in Hessen. So freundliches und kompetetes Personal habe ich schon lange nicht mehr gesehen.
Das Elefanten - Haus war ursprünglich ein Stall und wurde schon in den Siebziger-Jahren von einem Künstler hergerichet. Jetzt beherbergt es ein gutes Cafe.
Der nächste Tag startet gleich mit einem Anstieg. Es ist Samstag - so lässt sich der Verkehr auf der Bundesstraße einigermaßen aushalten. Leider gibt es keine guten Alternativen in meiner Richtung. Doch die 300hm sind schnell hochgekurbelt und oben wartet schon eine verkehrsarme Nebenstraße.
Dann wird es wirklich einsam. Ich weiche von meiner geplanten Route ab und folge der verführerischen Weg entlang des Limes zu einem Römerbad.
Eine schmale Forststraße folgt km - weit den Limes durch den Odenwald.
Gut kann man sich vorstellen, wie vor 2000 Jahren sich die Römer im kalten Germanien gefühlt haben müssen, wenn man den Wald sich so anschaut.
Neben Überresten von römischen Wachtürmen steht eine Rekonstruktion vom Limes mitten im Wald.
Weiter geht es über Amorbach nach Walldürn. Nahezu verkehrsfrei über Nebenstraßen oder Radwegen.
Falls jemand einen alten Bulldog hat, mit den er nicht weiß was er damit anstellen soll. Hier eine Idee aus Höpfingen:
In Hardheim steht dann mitten in der Landschaft eine ARIANE 5 - Rakete. Zwar nur ein Modell im Maßstab 1:4, doch mit 12,30 m Höhe immer noch sehr imposant.
Dann geht es weiter in Richtung Tauberbischofsheim.
wo man sich der badischen Vergangenheit verbunden fühlt. Vom Gold aus Tauberbischofsheim habe ich leider nichts mitbekommen.
Immer gen Osten geht es weiter. Bald verlasse ich das Taubertal und kletter auf die Anhöhen südlich von Würzburg auf.
Viele Flurwege. Links und rechts die Felder. Der Wind bläst von hinten und drückt mich heim.
Bald komme ich nach Ochsenfurt und bin schier erschlagen von den vielen Maintal-Radlern in der Orstschaft. Weiter nach Marktbreit und Mönchsondheim. Nun kenne ich schon quasi jeden Feldweg. Kurz vor den Ziel geht mir der Sprit aus und muss in Dachsbach tatsächlich noch einmal nachtanken. Nun geht es flux nach Hause.
Ciao
Roland
Hier noch die gefahrene Route:
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