Nach 12 Jahren und unzähligen Kilometern bei jedem Wetter habe ich kurz vor Weihnachten mein Patria Falcon Stadtfahrrad ausgemustert. Ein neues Rad musste her, aber was sollte mit dem alten Stahlross passieren. Wegwerfen? Aber hat es mir nicht immer treue Dienste geleistet? Außerdem brauchte ich noch ein Projekt für die Weihnachtsfeiertage.
Ein Single-Speed in grün sollte es werden. Dabei wollte ich soviel Komponenten als möglich wiederverwenden oder das hauseigene Ersatzteillager nutzen. Der Rahmen war dabei das größte Problem. Die vielen Regen- und Schneefahrten haben ihm sichtlich zugesetzt.
Also fing ich zunächst an, mich nach einem Fahrradlackierer umzuhören. Zum Glück konnte ich mich an einen Artikel zum Thema Rahmenlackierung im Tour Magazin erinnern. In dem Artikel wird erklärt, dass Stahlrahmen von Spezialisten gar nicht klassisch lackiert, sondern pulverbeschichtet werden.Bei diesem Verfahren wird zunächst ein feines Granulat auf den Rahmen aufgetragen, das aufgrund des Ladungsunterschieds am Metall haften bleibt. Im nächsten Schritt wird der Rahmen in einem Ofen erhitzt, wodurch das Granulat schmilzt und sich auf dem Rahmen gleichmäßig verteilt. Dazu muss aber der Rahmen vorher entlackt werden. Dies kann man bei Stahlrahmen entweder per Sandstrahlen, wobei meistens gar kein Sand, sondern Glasperlen verwendet werden, oder durch Abbeizen erreichen. Das Strahlen ist dabei etwas günstiger als das Abbeizen, dafür wird die Oberfläche beim Abbeizen nicht so stark verletzt.
In dem oben genannten Artikel werden auch mehrere Spezialfirmen erwähnt, die sowohl das Entlacken als auch das Pulverbeschichtungen für Fahrradrahmen durchführen. Nach Studium der Firmen-Webseiten blieben die beiden Firmen Bikecolours und Brandes Pulverbeschichtung übrig. Bei der Auswahl war mir vor allem wichtig, dass die Firmen Lager und Gewinde ordentlich abdecken.
Nachdem ich das Rad zerlegt hatte und der Rahmen vor mir lag, kamen mir große Zweifel, ob sich das Projekt überhaupt noch lohnt. Zu sehr war der Rahmen geschädigt.
Ich habe die Bilder an beide Firmen gesendet und gefragt, ob man da noch was machen könne. Beide Firmen machten mir Mut. Dabei fand ich die Antwort der Firma Brandes ausführlicher und kompetenter. Da es preislich kein Unterschied gab, entschied ich mich daher für die Firma Brandes. Rahmen und Gabel verpackt und ab damit nach Gifhorn zur Firma Brandes. Herr Brandes empfahl mir den Rahmen abbeizen zu lassen. Bei dem Zustand des Rahmens wäre so das beste Ergebnis zu erwarten.
Während der Rahmen bearbeitet wurde, kümmerte ich mich hauptsächlich um die alten HS33 Bremsen und die Kurbel. Während die Alfine Kurbel recht schnell gesäubert war, erwies sich die HS33 als schwieriger Fall. Ich persönlich finde die HS33 als eine der besten Bremsen, die je entwickelt wurden. 12 Jahre habe ich an den Bremsen nichts anderes gemacht als Bremsklötze zu wechseln und sie ab und zu am Käfig mit den Händen auszurichten, damit sie nicht schleift. Die Reinigung dauerte dafür jetzt knapp eine Woche. Die HS33 besteht aus mehr als 20 Einzelteilen. Heutzutage undenkbar. Nachdem die Einzelteile zwei Tage in Essigessenz eingelegt wurden, reinigte ich die Teile ordentlich. Vor allem die Bremskolben waren total verdreckt und bewegten sich kaum mehr.
Nach knapp einem Monat, kurz nach Neujahr war es soweit. Endlich kam der Rahmen per Post wieder zurück. Das Ergebnis hat alle meine Erwartungen erfüllt. Die Qualität der Pulverbeschichtung ist hervorragend und sämtliche Gewinde und Ösen waren ohne Nacharbeit nutzbar.
Neuer Steuersatz, Vorbau, Lenker, Sattel und Sattelstange montiert, Rennradlaufradsatz auf Single-Speed um- und eingebaut, alte Kurbel und die gründlich überholten HS33 Bremsen ran geschraubt, neue zuverlässige 8fach Kette ran und fertig war mein grünes Single Speed.
Leider endete das Projekt viel zu schnell und eigentlich weiß ich jetzt auch gar nicht so genau was ich mit Rad anstellen soll, aber schließlich ist der Weg das Ziel für uns Radler und mir macht es einfach riesen Spaß alte Dinge zu reparieren, statt sie einfach wegzuschmeißen.
Mit sportlichen Gruß
Matthias