Jeffrey
Jeffrey












Zuvor:
Liebe Radler, lieber Michael, Robert und Roland:
Diese Bericht ist ein kleines Dankeschön euch alle!

Tage wie dieser... 
sind selten im Leben.

Anfang der Woche stand ich noch vor einem Berg, dessen Gipfel ich nicht erblicken konnte, aber als die Woche am Sonntagmittag ihren Höhepunkt fand, konnte ich von diesem Gipfel aus in ein herrliches Tal blicken!


Nein, ich bin kein Bergsteiger, war weder in den Alpen, auf der Zugspitze oder in den Dolomiten. Und obwohl ich mich nur in der Erlanger Gegend, (die sehr wohl ihre landschaftlichen Reize hat) war, konnte ich in Höhen schweben...

Und so kam es dazu...

 

Eigentlich wollte ich am vergangenen Wochenende mit Joey Kelly bei einem 24h-Mountainbke-Rennen in Duisburg teilnehmen. Ich bin blind, fahre deshalb auf einem Tandem, benötige aber hierzu, verständlicherweise, einen „Piloten“.Nach reiflicher Überlegung und Abwägung der Risikofaktoren, hatten wir jedoch entschieden, dieses Rennen nicht auf dem Tandem zu fahren. Die Gelegenheit bei einem Rennen mit Joey zu fahren, wird sich bei einem anderen Event ergeben.

 

Glücklicherweise konnte ich als Alternative zu dem MTB-Rennen einen Startplatz beim Erlanger Triathon bekommen. Hier hatte ich 2005 zum ersten Mal an einem Triathlon über die olympische Distanz teilgenommen, vierzehn Tage nach meinem Triathlondebüt über die Sprinterdistanz am Birkensee. 2006 folgte dann die Mitteldistanz als erste Vorbereitung auf den Challenge, den ich 2007 dann finishen konnte. Die olympische oder Kurzdistanz war dann 2007 mein vorläufig letzter Triathlon gewesen. In den letzten drei Jahren war ich hauptsächlich bei Ultraläufen gewesen, und hatte mir neue Ziele gesteckt, die mir auch sehr eindrucksvolle Erlebnisse und wertvolle Erfahrungen gebracht hatten.

Michael
Nun stand ich also vor meinem ersten Triathlon seit drei Jahren, hatte jetzt ein adequates Tandem, und meinen Triathlon-Inspirator Michael Dotzauer als Guide – zumindest war’s so geplant...







Michael

 

Roland
Für Mittwoch vor dem Triathlon war eine Radtour eingeplant, die Michael mit der Siemens-RSG vereinbart hatte. Michaels Tour am Wochenende zuvor zum Jubiläumsgrad mit einer ausgedehnten Bergwanderung hinterließen jedoch deutliche Spuren. Sportliches Radfahren und Laufen waren für ihn unmöglich.




 

Roand (rechts) und meine Wenigkeit


 

Für uns war klar, dass Michael zwar als Schwimmguide beim Triathlon mich begleiten könne. Jedoch würde ich sowohl Tandempilot, als auch einen Laufguide noch benötigen.

Zudem stand ich ohne Trainingspilot für Mittwoch da...

 

Nach all den Erfahrungen, die ich in den letzten drei Jahren gemacht hatte, wusste ich, dass es sich lohnt, an das Ziel zu glauben. Situationen wie diese gab es und wird es immer wieder geben, ebenso wie die Lösungen dazu.

Und die Lösung zu dieser Situation hatte Michael bereits Mittwochvormittag: Ein kurzer Anruf bei Roland Schäfer, die Situation erläutert, und schon signalisierte Roland die Bereitschaft die Trainingsausfahrt am Nachmittag als Pilot mit mir zu fahren.

 

Michael, der die RSG recht gut kennt, sagte auch:“Du wirst sehen, der Roland, der fährt das Ding am Sonntag...“

 

Die Ausfahrt klappte ganz gut, obwohl es für Roland die erste Tandemfahrt war. Ich fühlte mich jedoch sehr sicher dabei, und machte mir schon Hoffnung, dass Roland für Sonntag zusagen würde...

Als ich nach der Trainingsrunde abgeholt wurde, fragte ich Roland, und er sagte mir, er würde es sich überlegen, müsse es natürlich auch mit seiner Familie absprechen.

Die Zusage gab er mir dann am nächsten Tag.Wir besprachen, bis wann das Tandem bei ihm sein sollte. Er würde noch einige Veränderungen vornehmen, eine Proberunde noch fahren und am Sonntag im Radpark beim Triathlon auf uns warten.

 

Wow, das war natürlich absoluter Rückenwind für meine Motivation! Hammergeil, völlig vorbehaltslos, unkompliziert und zielgerichtet – was will man mehr?!

 

Robert
Jetzt fehlte noch ein Laufguide, um die Staffel komplett zu machen. Michael hatte auch hierfür seine Kontakte durchgeforstet. Bereits am selben Nachmittag hatte er einen Läufer gefunden, der sich als Guide zur Verfügung stellen würde: Robert Prell. Jetzt waren wir vollzählig, die Staffel komplett, das Team stand fest – super, der Sonntag konnte jetzt kommen! Richard, ein gelegentlicher Laufpartner, der auch für den Kurztriathlon gemeldet war, nahm mich am Samstag mit zur Pastaparty, wo wir Michael trafen.


Robert


 

Gruppenbild
Und hier:
Meine Helfer
Auf dem Bild bin ich der Kleinste, aber
--- Robert,
--- Michael und
--- Roland
machten mich an diesem Tag zum Größten.


Ich mag das ganze „Drumherum“ vor dem eigentlichen Event, das Zusammenkommen aus allen unterschiedlichsten Richtungen, manche von weit her, manche von gleich um die Ecke, aber alle mit einem Ziel: einen spannenden Wettkampf zu erleben, gemeinsam die Höhen und Tiefen, die durchaus kommen können zu bewältigen, und als Höhepunkt unverletzt und glücklich zu finishen.

 

Die Atmosphäre ist ansteckend, lässt in mir immer wieder das Fieber hochkochen...

Nachdem wir alle Unterlagen hatten, uns mit Pasta verköstigt hatten, und uns über die Unsitten der Frauen im 21. Jahrhundert echauffiert hatten, fuhr ich mit Richard und Ute nach Hause. Der Tag war sehr entspannend zu Ende gegangen, und abends schlüpfte ich nochmals in den Neopren hinein, um mich daran zu gewöhnen. Ich bereitete meine Taschen für den kommenden Tag vor, ging alles nochmals durch und verspürte eine ganz tiefe Dankbarkeit, wieder an diesem Punkt im Leben stehen zu können. Mitunter vergesse ich, wie dankbar und glücklich ich mich schätzen kann, Erlebnisse wie diese genießen zu können...

Mit diesen Gedanken ging der Tag dann für mich auch zu Ende, und ich fand rasch erholsamen Schlaf.

 

Mein Wecker krähte um 5 Uhr, aber da war ich bereits eine halbe Stunde auf, hatte meinen ersten Krug Tee getrunken, und ein Bananenbrötchen gegessen.

Um mich etwas abzulenken, die Zeit auszufüllen, legte ich Wäsche vom Wäscheständer zusammen, putzte alle Glasflächen, Türen und Spiegel, und ging dann unter die Dusche...

Endlich war es dann soweit. Mein Fahrer holte mich um sieben Uhr ab, und während ich die Eindrücke der letzten Woche nochmals gedanklich erlebte, erzählte er mir von seinen Abenteuern in Afrika und Südostasien.

Es fiel mir schwer aufmerksam zuzuhören, aber ich glaube nicht, dass er es bemerkte. Sein Redeschwall hielt an, bis wir bei Michael in Erlangen waren. Seine Geschichten waren durchaus interessant, aber zum falschen Zeitpunkt.

Jetzt galt es nur noch einen Bäcker zu finden, um die obligatorische Butterbrezel, die ich aus irgendeinem Grund vor einem Triathlon brauche, zu besorgen.

RadstandUmkleidebeutel

Als wir auf dem Gelände des TV48 ankamen, erwartete Roland uns schon im Radpark.

Bei der Trainingsausfahrt am Mittwoch zuvor, aber auch in den folgenden Telefongesprächen hatte ich ein ganz sicheres Gefühl zu Roland gefunden. Zum einen ist er ein Fachmann, wenn es um Radtechnik, Radtraining, Radtouren geht, und zum anderen ist er eben von kameradschaftlicher und sportsmännischer Natur, wie man es sich für eine Staffel wünscht.

Naja, Michael weiß ja auch, worauf es ankommt, trifft da auch die richtige Auswahl. Gerade

Deswegen vertraue ich auf seine Kenntnisse, vor allem wenn es um die Planungen für das Team im weiteren Verlauf des Jahres geht. Aber das ist wieder ein ganz anderes Thema...

 

Roland hatte das Tandem am Freitag schon bekommen, so dass er die notwendigen Einstellungen und Änderungen vornehmen konnte. Da war also alles in Butter, alles bereit für die erste Wettkampffahrt mit diesem Tandem.

Und dann kam Robert, mein Laufguide. Robert Prell, den ich vorher nie begegnet war, nur von einem Telefongespräch kannte, war mir aber auch zugleich sehr vertraut.

Von Michael wusste ich ja, dass Robert ein hohes Tempo gehen konnte, so dass ich mein Tempo sicher laufen könne. Wir sprachen uns nur kurz ab, wie das Guiding sein sollte, und das war’s – Robert war sofort darauf eingestellt, und ich hatte auch zu ihm ein absolut vertrauensvolles Gefühl gehabt, dass für solche Abenteuer einfach Voraussetzung ist.

Michael, der Inspirator dieser Staffel, erklärte uns allen nochmals den Ablauf, und dann machten wir uns auf dem Weg zum Umkleidebereich.

 

SchwimmenSchwimmen








SynergySports hatte mir freundlicherweise ein Neopren von 2xU zur Verfügung gestellt. Im kommenden Jahr werde ich von 2xU ausgestattet, habe im Vorfeld hierzu schon einen Einteiler bekommen. Um nicht mit meinem Neo einer anderen Marke zu schwimmen, und dann mit 2xU zu radeln und laufen, war ich dem Team von Synergy-Sports sehr dankbar für das großzügige Entgegenkommen.

 

schwimmen
Drei Jahre waren vergangen, sei ich das letzte mal im Kanal geschwommen bin und jetzt war es soweit!

Als wir am Startpunkt am Kanal ins Wasser einstiegen, waren keine zwei Minuten bis zum Start. Wir reihten uns im hinteren Bereich ein, um nicht im Getümmel der Wettkampfpiranhas unter zu gehen.

Während wir uns gegenseitig noch ein gutes Rennen wünschten, wurde der Start gecountdownt: 9, 8, 7,...3, 2, 1, und schon begann das Abenteuer aufs neue!

Dies war der Startschuss zu meiner Langzeitvorbereitung auf den Ironman 2011 in Regensburg. Ab jetzt stand ich also in der Vorbereitung, und es galt jetzt vor allem, sicher und gezielt durch zu kommen. Dies war meine vierte Teilnahme in Erlangen, das vierte Mal im Kanal, und nie fühlte ich mich so sicher, wie diesmal...

 erlanger_triatholon_2010_001a

Keine 50 Meter weiter, war ich schon so kurzatmig, bekam einfach keine Luft, und musste zum Kanalrand, um Boden unter den Füßen zu haben. Ich versuchte den Brustkorb möglichst weit zu öffnen, um Luft einatmen zu können, was mir dann nach ein, zwei Minuten auch gelang. Die Beklemmung ließ nach, ich konnte besser durchatmen, und Mund abgeputzt, weiter ging’s...

 

Michael bot mir sicheres Geleit, wie Flipper in seinen Besten Tagen! Wir kamen auch relativ problemlos voran, und Nach der Wende war ich wieder gut beruhigt, wusste, dass alles klappen würde.

 

Von weitem konnte ich die jubelnden, applaudierenden Zuschauer hören, und sie kamen immer näher – nein, wir kamen ihnen immer näher. Michael sagte mir die letzten 50 Meter an, und ich musste aufpassen, dass ich vor lauter Grinsen nicht zuviel Wasser verschluckte. Und dann waren wir schon am Ausstieg, Hammer, geil, wir verließen den Kanal!

 

Michael, besten Dank, wir sind wieder voll dabei, aalglatte Vorstellung!

 

Jetzt kam die nächste Prüfung: rasches Wechseln, aus dem Neo heraus, Kompressionssocken und Schuhe an, und wieder hinaus, denn Roland wartete...

Ein Lerneffekt ergab sich für mich beim Anziehen der Kompressionssocken, oder besser gesagt, beim Versuch sie anzuziehen. Da ich die Feuchtigkeit, die Nässe, die sich immer wieder auf die Beine bildete nicht trocken bekam, flutschten die Socken auch nicht, wie erhofft. Egal, ich verzichtete dann schließlich darauf, wollte nicht länger damit herum kämpfen. Das kostete nicht nur Zeit, sondern auch Nerven, und war deshalb unnötig.

 

Am Tandem reichte mir Roland Helm, Handschuhe und Brille, wir stiegen auf, und los ging’s!

Bald hatten wir den Statbereich und das Gelände verlassen, waren gut unterwegs. Und es wurde ein Teufelsritt, hammermäßig flott, und absolut sicher gefahren, bestens pilotiert. Roland gab kurze, präzise Kommandos, funkte Daten, wie Tempo, Höhe und Profil durch. Es lief einfach super, ich war richtig glücklich, meine Seele jubilierte und ich war so dankbar für dieses Erlebnis!

erlanger_triatholon_2010_00

Unsere Nettofahrzeit muss unterhalb einer Stunde gewesen sein, und die Fahrt ging dann letztendlich langsam zu Ende. Kurz vor der Einfahrt in die Wechselzone rief uns Wladek, ein anderer Teilnehmer aus der Siemens-Radsportgruppe, zu, wünschte uns Glück, und dann waren wir auch schon angekommen!

Der Wechsel vom Tandem runter, durch die Wechselzone, in den Laufbereich ging super glatt.

 

Roland, das war eine absolut geile Fahrt, Respekt, aber vor allem herzlichsten Dank dafür!

 

Robert Prell, mein Laufguide, wartete auf uns, und hat sich umgehend als Laufguide bewährt. Wir fanden schnell einen guten Rhythmus, und Robert war der beste Laufguide, den ich an diesem Tage haben hätte können!

Er war sehr umsichtig, hatte alles im Blick und Visier. Seine Angaben waren genau so, wie ich sie benötige, seine Führung absolut sicher. Die ersten fünf Kilometer hatten wir nach 25 Minuten hinter uns, was für mich sehr flott war. Körperlich fühlte ich mich sehr gut dabei, jedoch hatte ich dennoch Bedenken, ob ich das durchhalten könne.

Vorgenommen hatte ich mir einen 5:30er Schnitt, konnte mich aber eigentlich gar nicht richtig einschätzen, da ich in den letzten Monaten keineTempoeinheiten gelaufen war.

 erlanger_triatholon_2010_003a

Ganz angenehm empfand ich die Geste eines Läufers, den Robert kannte. Gerd, so hieß er, lief einige Meter mit uns,hat mir dann einen nassen Schwamm über den Kopf ausgedrückt, was schön erkühlend war. Getrunken habe ich auf der ganzen Strecke nichts, aber Robert hat mir bei km 7 eine Banane gereicht, die ich dann gerne annahm.

Als wir bei km 8 dann langsam wieder Richtung Heimat kamen, bestand die Möglichkeit nochmals Gas zu geben. Robert , der eigentlich völlig unterfordert war, bot sich nochmals als Pacer an. Ich musste es jedoch ablehnen, weil ich mich auf den letzten Kilometern nicht einschätzen konnte. Zudem wollte ich vermeiden, dass es wirklich so aussäh, als ob Robert mich ziehen würde.

 

Ein paar Minuten später erblickte Robert schon das Stadion, und das Geschehen im Zielbereich war deutlich zu hören.

Die letzten kurven, ein mal abbiegen, über den Rasen, auf die Tartanbahn..., nur noch ein paar Meter, und dann war’s gefinisht!

 

Wow, Robert, Hermesflügel hätten mich nicht besser tragen können! Respekt für Deine Leistung, und innigsten Dank für die supertolle Unterstützung!

 

Im Zielbereich kamen wir dann alle zusammen. Richard war einer der ersten,die mir gratulierten. Er war ein paar Minuten zuvor eingelaufen – bravo Richard, Hammervorstelung!

Natürlich beglückwünschten wir uns als Team, denn das war ja wirklich eine perfekte Teamvorstellung. Ohne Team wäre so was nicht machbar, ohne der Bereitschaft der Einzelathleten,sich als Gemeinschaft einzubringen ginge gar nichts.

 

Da war es dann auch ganz toll, dass Katharina, meine Trainingspartnerin, und Teammitglied für die anstehenden Ultras, im Ziel dabei war. So hat sie den Teamgeist, der alles trägt, selber miterleben können.

Natürlich haben wir dann auch einige Fotos gemacht, und den Moment der Freude festgehalten.

 Teamfoto mit Robert, Kathrin, Jeffrey, Michael und Roland

In diesem Moment stand ich oben am Gipfel, und konnte in ein herrliches Tal blicken, sah nur Freude, Glück und etwas ganz besonderes: Gemeinschaft...

 

Jedem, der diese Zeilen liest, wünsche ich viel Glück und Freude bei seinen sportlichen Aktivitäten.

 

Kurz eingefügt:

RainerBild links: Rainer

Danken will ich auch denen, die im Hintergrund für den reibungslosen Ablauf des Triathlon gewirkt haben. Stellvertretend will ich hier unseren Radlerfreund Rainer nennen. Rainer war in diesem Jahr wieder für die Laufstrecke eingeteilt.

Auf einem Rad fahrend musste er
--- dem ersten Läufer den Weg zeigen
--- die Getränkestationen frühzeitig aufwecken und den Helfern dort  mitteilen: Der erste Läufer kommt.
--- die unbeteiligten Fußgänger auf das Rennen aufmerksam machen.

Vielen Dank Rainer

 

Euer

Jeffrey Norris

 

P.S.:
Hier noch die Fakten zum Rennen

Gesamtzeit: 2:48:29
Schwimmen: 0:36:38 (240)
Radfahren (inkl. Wechsel): 1:10:53 (68)
Laufen: 1:00:58 (208)

Platzierung aller Teilnehmer: 184 von 263
Platzierung Herren 152 von 202
Platzierung Alterklasse: 22 von 25

SGS Radsport

Sportgemeinschaft Siemens Erlangen Radsport