"Andiamo in bicicletti al mare" schlugen meine italienischen Freunde schon Wochen vor der Friedensfahrt vor. Die Fahrt wäre eine sehr schöne Tour zum Meer. Nachdem es am ersten Wochenende nicht geklappt hat und Pasquale unter Woche sich um wichtige Kunden kümmern musste, blieb uns nur noch eine Chance am Freitag. Obwohl ich die Tour unter den restlichen Friedensfahrern bekannt gemacht habe, wollte keiner mit ans Meer. Einige waren die voraussichtliche Tourlänge von ca. 200 km zu lang, anderen wollten lieber noch weitere Berge fahren oder einfach die Abfahrt war wirklich zu früh. Noch am Abend packte ich das Auto und stand so gegen 5 Uhr auf um nach einer dreiviertel Stunde Fahrt um 6:30 in Cumiana einzutreffen.
Hier erwarteten mich schon Felice und Pasquale. Zu dritt machten wir uns auf den Weg in Richtung Süden. Anfangs ging es einigermaßen eben durch die Po-Ebene bis nach Savigliano. Das Tempo war hoch - immer so gegen 35 - 38 km/h - wie schon auf der Agnello-Tour wechselten wir harmonisch durch.
Dann in Fossano war ich erstaunt, dass die Po-Ebene doch nicht so flach ist. Aus der Stadt mussten wir doch einige Höhenmeter überwinden. Danach kamen noch weitere zwei Flüsse, die sich ca. 100 m tief in die Ebene eingegraben hat - von wegen brettl-ebene Fahrt bis zum Meer.
In Vicoforte schauten wir uns eine Kathedrale mit einer riesigen Kuppel an. Danach änderten wir kurzfristig unsere Route, den Felice war die Fahrt über kleiene Pass-Straßchen nicht bekannt und hatte Angst sich vollkommen zu verausgaben. Also wählten wir eine die Anfahrt über den Passo de San Benardo (963 hm), die einzigen längeren Anstieg auf der Tour. Auf den Weg dahin war eine Straße für Radler gesperrt. Ich war erstaunt wie schnell Pasquale mit Einheimischen ins Gespräch kam und sich eine Umleitung erklären ließ. Ganz nebenbei erzählte er noch woher wir gekommen sind - eine ganz andere Mentalität als die fränkische.
Auf den Aufstieg hatten wir die einzige Panne auf der gesamten Friedensfahrt. Ein Steinchen hat sich durch Pasquales Mantel durchgefressen, aber zum Glück können wir uns ja selbst helfen. Nach einer langen Abfahrt vom Passo San Bernado erreichten wir bei Albenga das Meer. Eine ganz anderer Eindruck mit den Strand - Urlaubern im Gegensatz zu den Passfahrten in Savoyen. Mit den Meer zu unserer Linken fuhren wir die Küstenstraße entlang bis nach Alassio. Hier wollten wir ans Meer. Mir war dies schleierhaft, wie das gehen soll, da ja alles Privat-Strand ist. Doch meine Italiener fanden doch ein kurzes Stück Spiagga libera (freier Strand).
Mit den Kiosk-Besitzer wurde noch abgeklärt, dass er auf unsere Räder aufpasst und dann ging es ab ins Meer. Felice und ich hatten keine Badehose dabei, aber man glaubt es kaum, auch in eine Radlerhose kann man herrlich schwimmen. Was für ein Wohltat das warme Mittelmeer. Im auf und ab der Wellen ließ ich die letzte Woche Revue passieren - La dolce Vita - das Leben ist einfach wunderbar.
Nach Melone und prosciutto (Melone mit Parma-Schinken) mussten wir uns wieder auf den Weg machen. Mit den Zug fuhren wir über 4 Stunden zurück nach Turin und erreichten mit Ach und Krach den Anschlusszug nach Piscina. In der Dämmerung waren wir wieder in Cumiana.
Pasquale lud mich zum cena (Abendessen) zu sich nach Hause ein. Das Essen mit seiner Familie war ein weiterer Höhepunkt der Friedensfahrt. Die persönliche Verbindung war einfach Klasse.
Ich freue mich schon auf die nächste gemeinsame Ausfahrt mit meinen italinieschen Freunden.
Roland
Die Route im Überblick (ohne die 15 km Rückfahrt von Piscina nach Cumiana):