Nachdem schon beim 200er und 300er Brevet das Wetter nicht besonders radlerfreundlich war (starker Wind bzw. Regen zum Schluss bei jeweils 10-15°C), hoffte ich diesmal auf viel Sonnenschein und Wärme. Wie schon das Jahr zuvor (Details siehe Bericht) wollte ich von meiner Haustür aus starten, dann nach den offiziellen Start um 20:00 in der Gruppe die Nacht durchfahren und schließlich hier wieder aufhören. War ich letztes Jahr noch alleine mit diesen Plan, gesellte sich dieses Jahr der Manfred aus Höfen zu mir. Schließlich rief mich der Thilo noch am Donnerstag an, um uns auf der Fahrt am Tag nach Osterdorf zu begleiten, so dass wir uns zu dritt auf den Weg machten.
Der Tag war schwülwarm, jedoch für den Nachmittag bzw. am Abend war eine Kaltfront mit heftigen Gewittern vorhergesagt. So gegen 8:15 machten wir uns auf den Weg. Genug Zeit einen Umweg nach Osterdorf zu unternehmen. Unser Zwischenziel hieß Hesselberg, der Berg der Franken.
Über möglichst flaches Terrain fuhren wir über Katterbach bei Ansbach immer gegen einen warmen Wind nach Südwesten. Trotz unseres gemächlichen Tempos benötigten wir nach 70 km eine Versorgungsstelle, um uns mit Frischwasser zu versorgen.
Es war heiß. Über 30° C. Zu heiß für meine Bord-Technik. Sowohl mein Tacho als auch meien GPS-Maus fielen aus. Alle Daten futsch und kein Pulsmesser mehr für sanftes fahren. Shit happens - es gibt schlimmeres.
Über absolut verkehrsarme Nebenstrecken rückte dann endlich kam der Hesselberg in unser Blickfeld:
Auf breiter Straße mit glatten Asphalt erklommen wir die Anhöhe.
Wahrscheinlich lag es mal wieder an meinen vielen Gewicht, dass ich meine zwei Mitradler ziehen lassen musste. Wegen der Kaltfront hatte ich einen Gepäckständer auf mein Radl montiert, in dem Regenklamotten sowie Wechselkleidung verstaut waren. Oben am Berg hieß erstmal wieder Brotzeit ist die schönste Zeit:
Trotz der Schwüle hatten wir einen guten Ausblick auf die blühende grüne Felder und den kleinen Ortschaften. Noch kurz ein gemeinsames Gruppenbild geknipst und dann ging es schon wieder rasant bergab.
Thilo verabschiedete sich nun von uns. Seine 200 km reichten ihn vollkommen aus. Ohne Karte und nur nach Gedächtnis fuhr er ohne Probleme dieselbe Route zurück nach Erlangen. Manfred und ich dagegen radelten nun über Wassertrüdingen zum Hahnenkamm, eine nicht zu unterschätzende Anhöhe vor Treuchtlingen. Nun blies wenigstens der Wind uns halbwegs in den Rücken und über die steile Rampe erreichten wir gegen 15 Uhr Osterdorf.
Im Vereinsheim herrschte noch Stille. Nur Karl und Johann waren da. Heidi war noch unterwegs, um Besorgungen zu erledigen. Selbst der Kühlschrank war noch nicht mir kühlen Hefe-Weizen bestückt. Wir genossen die Zeit mit Karl. Plauderten über das eine oder andere Radler-Erlebnis. Karl erzählt uns unglaubliche Geschichten über Brevet-Fahrer, über deren Verhalten ich mich wirklich schäme. Doch immer das Wissen der anrückenden Kaltfront im Hinterkopf (noch hatte es immer noch hochsommerliche Temperaturen!) entschieden wir uns nicht bis um 20 Uhr zu warten, sondern brachen schon um 16 Uhr wieder auf, weshalb ich immer noch ein schlechtes Gewissen gegenüber Karl habe, weil wir so egoistisch waren.
In den nächsten 50 km blies uns der Wind in den Rücken. Die Sonne schien, schwer vorzustellen, dass später ein Unwetter kommen sollte. Über den Höhenzug mit seinen vielen kleinen Ortschaften mit Wasserturm erreichten wir über die sogenannten "Schweinbuckeln" das Altmühltal und dann kam mal wieder das schlimmste Stück der Tour.: Die breit ausgebaute Straße mit vielen Geraden zwischen Kinding und Beilngries. Der Hinter schmerzte, die Auto nervten und trotz hoher Geschwindigkeit hatte man den Eindruck kaum vom Fleck zu kommen.
In Beilngries war dann erst mal wieder eine Rast angesagt. Noch hatten die Geschäfte geöffnet und wir versorgten uns nochmal in einer Bäckerei. Zu guter letzt gab es noch eine kleine Belohnung ein Eis zur Abkühlung.
Wohl genährt ging es nun raus aus den Tal. Zwischen Jurafelsen schlängelte sich die Straße hoch nach Kevenhüll. Letztes Jahr in der Nacht sind mir die Felswände an der Seite gar nicht aufgefallen. Ist doch ein Unterschied, ob man tagsüber oder in der Nacht fährt!.
Über das Tal der weißen und schwarzen Laaber erreichten wir Velburg. Der Track führte uns durch die Innenstadt - ein Pavee mit Kopfsteinpflaster den man sich hätte sparen können. Noch immer schien uns die Sonne und keine Wolke war am Himmel. Über einen 12%er folgten wir die Grenze des Truppenübungsplatzes Grafenwöhr. Langsam dämmerte es und wir schalteten unser Licht ein.
Mit etlichen auf und ab erreichten wir Kastl, mit seinen alten Kloster.
Nun war es nicht mehr weit zu ersten Kontrollstelle der Autobahnraststätte "Oberpfälzer Wald", die wir über eine einsame kleine Straße erreichten. Hier rasteten wir etwas länger und machten uns frisch. Wir waren froh noch immer im Sommer zu sein. Doch war was das in Richtung Norden? Ein Blitz folgte den nächsten. Ein Wetterleuchten par excellence. Die vorhergesagte Kaltfront war da. Was tun? Wir guckten uns tief in die Augen und entschieden uns (schon aufgrund unserer Veranwortung gegenüber unseren 3 Kindern) nicht weiter zu fahren. Den letzten Zug in Amberg um 22:24 könnten wir noch erreichen. Also Kette rechts und mit Mobilisierung aller Kräfte erreichten wir den Amberger Bahnhof. Keine 5 Minuten stiegen wir in den Zug und einige Kilometer später waren die Scheiben klitschnass.
Doch die Zugfahrt entpuppte sich als Odysee. Nachtbaustellen bremsten unsere Fahrt dermaßen aus, das wir auf die paar Kilometer bis Nürnberg eine halbe Stunde Verspätung hatten. Unser Anschlusszug nach Erlangen war längst weg. Der nächste Zug fuhr erst in über einer Stunde. Kurzentschlossen radelten wir durch das Pegnitztal nach Herzogenaurach. Es regnete zwar nicht, doch überall konnte man die Folgen des Unwetter in Form von abgerissenen Ästen und Zweige sehen. Kaum hatten wir uns getrennt fing es an zu schütten. Binnen weniger hundert Meter war ich begossen wie ein Pudel. Daheim angekommen (um 1:53 nach 340 km) erstmal kurz die Kette einölen, damit sie nicht rostet und dann ab in die warme Dusche.
FAZIT:
Eine Heldentat war es sicherlich nicht von uns beiden den Brevet abzubrechen. Im Nachhinein haben etliche Randoneure die Wetterwidiigkeiten erfolgreich gemeistert. Doch was wäre geschehen, wenn wir vom Blitz getroffen wären ? Manchmal ist es mutiger eine Sache abzubrechen als einfach durchzuziehen. Auf alle Fälle haben die Regenfälle bis 4 Uhr angehalten, so dass die Nachtfahrt mit Sicherheit kein Genuß geworden wäre und mir muss das Radeln einfach Spaß machen - ich muss mir nix mehr beweisen.
Hier unsere gefahrene Route
.Ciao
Roland