Klaus W.








Der Schwerpunkt unserer Urlaubsreise Ende Mai/Anfang Juni 2013 war West-Kanada mit seinen Provinzen
  British Columbia und
  Alberta

Nachdem man die Dimensionen von Kanada mit seinen 35 Mill Einwohnern kennen gelernt hat, wundert man sich nicht warum die Kanadier im Westen und die Kanadier im Osten fast unter sich sind, dazwischen liegen drei Zeitzonen, unendliche Prärien, riesige Eiswüsten und unpassierbare Gewässer und Berge.
Uns blieben drei Wochen, um die schönsten Winkel mit einem Wohnmobil zu erkunden. Die beiden ersten Nächte verbrachten wir im Hotel in Vancouver und nutzten einen ganzen Tag für Sightseeing, Vancouver ist ein Ballungsraum mit 2,2 Mill Einwohnern, das sind fast 25 % der Einwohner von British Columbia.
Wir waren echt froh diese geschäftige Metropole über den Trans-Kanada Highway 1 zu verlassen und durch das Fraser Valley mit Blick auf die Cascade Mountains zu fahren.
Bei Hope bogen wir in den Crowsnest Highway, der sich durch den Manning Provincial Park und das Similkammeen Valley windet, bevor wir das Grenzstädtchen Osoyoos (Grenze zum Staate Washington in USA) erreichten. Hier ist die wärmste Ecke von Westkanada, wovon wir bei 10 grd und rauhem Wind nur träumen konnten. Von dort folgten wir dem Verlauf des Okanagan River nach Norden durch ein weites und flaches Tal mit seinen fruchtbaren Obst- und Weingärten und unzähligen Seen.


Wieder auf dem Trans Kanada HW ging es durchs Eagle Valley mit Blick auf die Monashee Mountains mit Mount Revelstoke. Weiter durch den Glacier Nationalpark (N.P.) über den Rogers Pass, Yoho N.P. und nach dem Kicking Horse Pass erreichten wir die Provinz Alberta, wo wir im Banff N.P. in Lake Louise für 3 Tage unsere „Zelte“ aufschlugen.
Anschließend ging es auf dem Icefield Parkway durch die Rockies mit Landschaft pur, ständig wechselnde Bergpanorama, Gletscherzungen, z.T. zugefrorene Seen, reizende Flusstäler und spektakuläre Wasserfälle. In Jasper wandten wir uns wieder Richtung Süden über den Yellowhead HW 5, tolle Landschaft rechts und links der Route veranlasste zu etlichen Stopps, die verschlafenen Städtchen waren ebenso einen Kurzbesuch wert, man fühlte sich irgendwie in den Wilden Westen zurückversetzt. Bei dem Olympiastädtchen Whistler erreichten wir wieder die „Zivilisation“ !
Eine Fährfahrt von 1 h 40 Minuten brachte uns durch die Strait of Georgia nach Vancouver Island, wo wir unsere letzte Woche verbrachten. Die „very British“ Stadt Victoria fehlte nicht auf unserem Programm, ebenso war der Pacific Rim N.P bei Tofino alleine 3 Tage unser Ziel. Wir standen erstmals in unserem Leben am Pazifik, liefen an wunderschönen Sandstränden und durch die angrenzenden uralten Regenwälder.
In Parksville an der Ostküste von Vancouver Island genossen wir noch zwei ruhige Tage, ehe uns die Fähre von Nanaimo wieder nach Horseshoe Bay/Vancouver brachte. Das Wohnmobil übergaben wir nach 3034 Kilometern. 560 Liter Benzin verbrannte der Motor dabei, das entspricht in etwa dem Jahresverbrauch unseres PKW zuhause.






Wir besuchten den zweitgrößten Flächenstaat der Erde, 28mal größer als Deutschland.
3,4 Einwohner pro km² hat Kanada, im Vergleich kommen in Deutschland 225 Einwohner auf den km². Auf die drei wichtigsten Ureinwohner möchten wir nicht unerwähnt lassen, nicht Eskimos und Indianer dürfen sie genannt werden, sondern im Sprachgebrauch Inuits und Native Americans. Zumindest was die Native Americans angeht, wir fanden überall Zeugnis ihres Lebens als Jäger, Beerensammler oder Fischer. Etliche Totempfähle kreuzten unsere Spuren und jeder hat seine eigene geschnitzte Geschichte für sich. Sehenswert waren auch die Hauswand-Malereien in Vernon und Chemainus.
Ach so, die Bären als „Ureinwohner“ dürfen wir nicht unterschlagen, unser Eindruck war, dass mehr als 3 Bären auf einem km² leben !!! Natürlich hatten wir Kontakt zu Bären, in Lake Louise schlich jeden Morgen ein junger Grizzly auf Futtersuche durch den Campingplatz, bei der Auffahrt zum Highway sahen wir ihn dann, beobachtet von Park Rangern, die darauf bedacht sind die Bären sanft zurück in ihre Lebensräume zu manövrieren.


Am Highway hinter Jasper dann der nächste Kontakt, auf einer Wiese vergnügten sich 2 Grizzly-Bären, Menschen standen nur 20 m von dieser Kulisse entfernt, die beiden kreuzten dann zwischen den Autos die Straße und waren dann fotogen auf unserer Seite, bevor sie über die Wiese im Wald verschwanden, ganz ohne Stress, als wären wir Menschen überhaupt nicht präsent.
Zwei Tage später am HW 99 in der Nähe von Cache Creek kam uns am Straßenrand ein junger Schwarzbär entgegen, auch hier keine Gebärden in Richtung unseres Fahrzeugs, sondern der Bär trollt sich einfach, wie wir auch !
Wir haben nun unsere Bären-Lektionen gelernt, immer Geräusche machen, der Bär hört und riecht Menschen ehe wir ihn überhaupt zu Gesicht bekommen, bei Kontakt 100 m Abstand halten, auf dem Boden kauern, nicht schreien, nicht wegrennen, wenn möglich sich in entspannter Unterhaltung vom Bären weg bewegen. Übrigens wir Menschen gehören nicht zum Speiseplan der Bären, eher Blaubeeren !


Wir haben natürlich noch andere Tiere gesehen, Elks (Wapiti-Hirsche), Mule Deer, Ziegen, verschiedene Arten von Erdhörnchen, einen Wolf (könnte aber auch ein Koyote gewesen sein). Bei Tofino waren wir 3 Stunden auf einem Walbeobachtungsboot, außer in der See treibenden Seeottern, einem Seeadler und einer Insel voller Seelöwen, konnten wir ca. 5 Grauwale beim Ausblasen sichten, aber mehr wie den Rücken und zweimal die Schwanzflosse konnten wir nicht bewundern.
Was hat uns außer der Landschaft und der Tierwelt noch beeindruckt ?
In Kanada lässt es sich ganz entspannt Auto fahren, im Ballungsraum fließt der Verkehr ohne Stress, da sich alle an die Regeln halten. Auf den Highways gibt man den Truckern Raum zum Überholen, diese brausen bis zu 100 km/h durch die Täler.
Der Verlauf der Bahnlinien quer durch die Rockies auf teilweise 1600m Höhe, in engen sich windenden Täler, entlang schmaler Seeufer, lässt auf eine tolle Pionierarbeit um 1900 schließen, die Güterzüge mit 2 Dieselloks sind mindestens doppelt so lang wie hierzulande, fahren aber mit wenig Geschwindigkeit, hupen oft wegen der zu schützenden Tierwelt.
Allem Anschein nach hat jeder Kanadier einen Wohnanhänger bis zu Busgröße !!!
Im Gegensatz zu Europa gibt es viele saubere öffentliche Toiletten, ohne Beschmierungen oder Vandalismus.
Alkohol in der Öffentlichkeit ist verboten, nicht am Strand, nicht auf der Straße, selbst auf dem Campingplatz darf man nur auf seiner Parzelle trinken und auf keinen Fall mit der Bierflasche über den Weg zum Nachbarn laufen.
Tanken kann man nur wenn man vorher zahlt (volltanken war nur begrenzt möglich, wenn man seine Kreditkarte vorher beim Tankwart abgeliefert hatte).
Die Kanadier leben angefangen von alten Wohnwagen über Bretterbuden und elegante Mobilheime in Parks bis hin zu schmucken, einfachen Häusern und den Wohntürmen in Vancouver.
Unter dem Strich eine gelungene Reise mit einem Schuss Abenteuer durch einen von uns fernen und interessanten Teil der Erde. Die Eindrücke sind bleibend, bereichern unseren Horizont und verlangen auch den Respekt gegenüber den Gepflogenheiten und Lebensweisen anderer Nationen.

Ade Kanada !
Euer Klaus und Erna Wolf

SGS Radsport

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