letztes Update 21.05.2014 um 22:00
"der Jens Peter war wieder ausser Haus, deswegen nehmt jetzt erst einmal die Füsse von den Pedalen, denn dann wird alles gut!" 8D
Grüsse Euch liebe mitRadler,
Start ist am Samstag den 17.05. um 08:00 an der alten Schule in Osterdorf. Hoffen wir trockenes Wetter :)
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So, da sitzt ich nun und möchte das alles zu Schrift bringen. Gott bin ich tot. Meine rechter Ring & Kleiner Finger sind immer noch taub. Der Arbeitsweg mit dem Rad heute war doppelt solang als sonst und nun ist mir jede noch so kleine Unebenheit aufgefallen. Aber zurück zum Anfang…
Samstag 05:30 „guten Morgen Jens Peter“, sagt die Sonne. Kurz das Morgenprogram abgespult und los ging es mit den bereits fertig gepackten Hab und Gut nach Osterdorf. Dieses Mal war mein Kumpel so nett und fuhr mich zu dieser frühen Stunde, denn mit der ersten Zugverbindung wäre ich nicht rechtzeitig zum Start um 08:00 an der Schule gewesen. An der Stelle möchte ich mich für die professionellen Fotos bedanken. Am Start waren wieder die üblichen verdächtigen zugegen, und auch auf mich kamen ein paar mitRadler zu, man kennt sich mittlerweile.
„Pünktlich“ gegen 08:00, bei was um die 10°, starteten also die ersten beiden Wellen. Mit der letzten Gruppe Nummer drei war ich an der Reihe. Gleich nach dem Start lies ich mich aber auf den allerletzten Platz zurück fallen damit ich mich nicht wieder von „meinem Tempo“ abbringen lassen würde. So fuhr ich ca. 100m hinter der Gruppe mich in der ersten Stunde warm.
Meine Aufgaben für den Tag waren klar gesteckt:
1. Wenn es regnet würde ich Pause machen und gegeben falls abbrechen
2. Ich möchte vor der Dämmerung an den Alpen sein
3. Ein 25er Schnitt am Ende wäre wünschenswert
Da waren die Alpen!
Nach ca.300km in Prien am Chiemsee schaute ich zum ersten Mal auf die Uhr (die ganze Zeit war nur die Karte auf dem Garmin eingeblendet), es war schon 20:00Uhr. *Oha 28,2h/km, das ist nicht gut* dachte ich mir, viel zu schnell. Aber zumindest habe ich die Alpen noch im hellem gesehen, wie ich es mir vorgenommen hatte. Da es schon so spät war konnte ich nicht mehr einkaufen und machte es mir in einem Dönerladen gemütlich.
Nun wurde es etwas hügeliger und später kam dann auch noch ein echt Steiler Anstieg. Mit Mühe und Not schleppte ich mich die Anhöhe empor, doch irgendwann war Ende. Als eine rettende Bucht kam, fuhr ich rechts ran um das erste Mal an einem "Berg" Pause zu machen. Ich hatte schlicht zu viel Gas gegeben um die Alpen zu erreichen. Aber aus Fehlern lernt man, sprich Gel und Nussecken rein, 5min gewartet und weiter ging es. Der Berg war dann auch bald geschafft aber es ging recht wellig weiter. Ganz nach der Devise von Karl, länger weiter höher. Gerade zum Ende der Tour merkte ich dass die Tour recht ausgefeilt war, und auch wenn es kürzere Wege gäbe, wurde auf jede Art und Weise versucht Höhenmeter zusammen zu kratzen.
Am Kontrollpunkt Nummer 5 in Bad Tölz kam ich gegen Mitternacht an. Ich holte mir einen Stempel in der Tanke und ging in den Burger Laden nebenan. Obwohl diese eigentlich schon geschlossen hatten, wurde bereitwillig Burger ausgegeben um die ca. 15 anwesenden Radler zu befriedigen. Die Meute verschwand dann im gemeinsamen Tross. Kurz danach fuhr ich dann auch Richtung Starnberger See.
So gegen 0100 nachts, wurde mir dann doch recht unbehaglich, die Sicht wurde verschwommener. Sicherheitshalber suchte ich mir im nächsten Ort einen Unterschlupf. Aus dem bis dato nicht benutzten Regenklamotten machte ich mir ein Kissen und die Erste Hilfe Rettungsplane hielt als Decke her. Gedanklich machte ich nur einen Augenschlag, aber erst nach 2h wachte ich wieder auf. Ich fühlte mich merklich frischer und machte mich wieder auf den Weg. Aber ich war erschrocken dass ich doch so lange eingenickt war. Ich dachte das mittlerweile das gesamte Feld an mir vorbei gezogen war. Nun ging es Richtung Norden und die Dämmerung brach an. Dies war wieder einer der Momente die mich so glücklich machen.
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In den Stunden auf dem Rad lernt man sich Psychisch und Physisch kennen. Wo sind die Grenzen, gerade zum Ende hin ist es eine Schinderei, aber umso erstaunlicher ist es, was nach "Ich bin am Ende" noch möglich ist. Sicherlich schmerzt es hier und da, aber ich kann mittlerweile den Kopf freihalten. Abschalten vom Alltag, unplugged von den ganzen Dingen die mir sonst im Kopf liegen. Ab KM 400 ist einfach Ruhe. Wenn mich meine Freunde fragen warum ich das tu, weiß ich nicht wie ich es erklären soll. Es ist schwer zu beschreiben, das Gefühl, das ich während des Radelns erFahre. Etwas zwischen Freiheit und reiner Freude und Glückseligkeit. Aber meist ernte ich nur Kopfschütteln, Bedauern oder sowas wie "Du bist ja verrückt". Nein das würde ich nicht sagen, ich meine ich bin fokussiert auf mein Ziel. Und das Ziel heißt: "Diese Strecke in diesem Zeitraum, und los!"
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Mit dem Tageslicht war ich Mental wieder bei 100%, nur die Beine waren leer. Hier und da krampften die Oberschenkel kurz auf. Nur nach den Kontrollstellen und der einhergehenden Kalorienzufuhr war wieder Kraft in den Beinen. Einmal bemerkte ich wie der Puls unter 90 sank, obwohl ich unter Last war. Die Füße wurden kalt, obwohl es mittlerweile recht warm war. Dies war das verspätete Zeichen nachzutanken. Auch das muss ich noch lernen, mehr auf den Körper zu hören und automatisch daran denken alle 3-4h vorsorglich zu essen.
Hier und da bemerkte ich einzelne Brevet Fahrer, wie sie in Bushaltestellen lagen, oder an einen Baum gelehnt dösten. In Landsberg, der sechsten Kontrollstelle, fuhr ich in den Stadtkern und Lud meine Lenkertasche voll. Die weitere Fahrt war sehr angenehm und flach. In der KS7 sagte man mir zu meiner Verwunderung dass ich erst der ca.15-20 sei. Und das der erste schon um 0230 vorbei kam, wenn man das so weiter rechnet ist das inklusive eventueller Pausen ein 30er, RESPEKT.
Es folgte das letzte Elend, ab Donauwörth bei km536 kamen noch einmal 600hm. Die letzten 20km fuhr ich im stehen, nicht das meine Beine noch wahnsinnig was hergaben, aber ich konnte einfach nicht mehr sitzen. Und da war dann auch endlich Osterdorf J
Nach einer Portion Spaghetti und einem Weizen ging es nach Hause mit dem Zug von Treuchtlingen.
Start: Sa.08:12 Uhr Einfahrt: So.13:12 Uhr
Fahrzeit mit Pausen: 29h ohne Pausen: 24:33h
Schnitt mit Pausen: 21,4h/km Schnitt ohne Pausen: 25,3h/km
Strecke: 620km Höhenmeter: 6500hm
Rechnung: Sehr coole Strecke + trockenes Wetter + viele Erfahrungen - seid 5 Tagen tauber rechter Ring u. kleiner Finger, angeschwollener rechter Knöchel = ich will mehr!!!
Grüsse und allzeit gute Fahrt
Jens Peter