Nach der Radl-Touren mit meiner Tochter und duch die Pyrenäen war es höchste Zeit auch mal einen Urlaub mit meiner Frau zu unternehmen. Wir wollen nach Italien.

Als Startort suchen wir uns Innsbruck aus, damit wir unsere Tochter besuchen können. Etappenziel soll die Landzunge vor Venedig von Chioggia nach Jesolo sein. Das Etappenziel legt für uns die Bahn mit Villach fest, da vom eigenltichen ZIel Lubljana keine Fahrrad-Plätze mehr frei waren.

So kommen wir zur Route:

Innsbruck - Brenner - Cortina - Treviso - Padova - Chioggia - Lido di Venezia - Udine - Villach

Übersicht

1. Etappe am 29.08.2023: nach Nürnberg / Zugfahrt / Innsbruck - Steinach am Brenner
2. Etappe am 30.08.2023: Steinach am Brenner - Bruneck
3. Etappe am 31.08.2023: Bruneck - Pieve di Cadore
4. Etappe am 01.09.2023: Pieve di Cadore - Vittorio Veneto
5. Etappe am 02.09.2023: Vittorio Veneto - Padova
6. Etappe am 03.09.2023: Padova - Chioggia
7. Etappe am 04.09.2023: Chioggia - Caorle
8. Etappe am 05.09.2023: Caorle. - Vergnacco (bei Udine)
9. Etappe am 06.09.2023: Vergnacco - Pontebba
10. Etappe am 07.09.2023: Pontebba - Villach
11. Heimfahrt am 08.09.2023: von Nürnberg nach Hause
Etappenübersicht & Route

 

 

 1. Etappe am 29.08.2023: nach Nürnberg  /  Zugfahrt /  Innsbruck - Steinach am Brenner

 62km / ↑ 834 hm

Zum Startort Innsbruck fahren wir klimafreundlich mit den Zug.Freie Fahrrad-Stellplätze im ICE zu finden, war problematisch. Ab Erlangen war alles ausgebucht, erst ab Nürnberg waren Plätze frei. Nachdem der Zug erst um 9:28 abfährt entscheiden wir uns direkt nach Nürnberg zu radeln, um einen Umstieg weniger zu haben und kein Risiko einzugehen, dass der RE mal wieder überfüllt ist und wir draußen bleiben müssen.

Pünktlich kommen wir in München an und haben genug Zeit zum Umsteigen. Doch dann mal wieder ein Bahn-Story. Obwohl wir Sitzplätze reserviert haben, müssen wir stehen, denn der Zug fährt mit einem Waggon weniger. Eine Familie, die im anderen Waggon ebenfalls reserviert hat, sitzt auf unseren Plätzen und wir lassen ihnen den Vortritt. Unsere Fahrt endet in planmäßig in Innsbruch, ABER auch alle anderen Fahrgäste müssen unplanmäßig aussteigen. Schienenersatz-Verkehr, denn die Zugstrecke über den Brenner ist gesperrt. Warum? Den Vortag und auch den diesen ganzen Tag über zog ein Genua-Tief über Tirol.  Dauerregen führt zu aufgeweichten Boden und so  gingen Muren auf die Brenner-Strecke ab.

Doch nicht nur die Bahnstrecke über den Brenner ist gesperrt, sondern auch die Bundesstraße. Hier ein Bericht aus der Tiroler-Zeitung zur Unwetterlage.

Schon auf der Zugfahrt sehen wir: Der Inn ist randvoll und viel fehlt nicht mehr, dass Brücken überspült werden. So sind zahlreiche Brücken schon gesperrt.

Eigentlich wäre es besser einen Tag später zu starten, aber die Quartiere sind schon gebucht. Wir steigen in Innsbruck aus. Es hat aufgehört zu regnen und wir probieren unser Glück. Wir wollten sowieso die Römerstraße fahren, die nach wie vor passierbar ist. Bald kommen wir zur Europabrücke.

 

 

Kurz nach Patsch fängt es dann wieder an zu regnen an. Also Regenklamotten raus - zum Glück sind es ja nur noch so 20km. Ab Matrei folgen wir der Sill, die sich in einen reißenden Strom verwandelt hat. Später ist unsere Radroute gesperrt und wir müssen auf die Bundesstraße ausweichen. In Matrei ist unsere Gastgeberin heilfroh uns zu sehen. Erst hier erfahren wir, dass die Brennerbundestraße bei Matrei als auch bei Gries voll gesperrt ist. Der einzige freie Weg ist momentan die Autobahn, aber leider nix für uns Radler.

Ursprünglich wollten wir uns hier mit unserer Tochter treffen, doch das Unwetter hat uns einen Strich durch die Rechnung gemacht. Wir sind glücklich, dass wir ohne großen Umstände hier gesund angekommen sind und hoffen, dass es am nächsten Tag besser wird.

Nach Jahren fahre ich mal wieder mit der Frau mit den Radl in den Urlaub und dann gleich so ein Desaster. So war das nicht aber nicht ausgemacht ...

 

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2. Etappe am 30.08.2023: Steinach am Brenner - Bruneck

 98 km / ↑ 1301 hm

Neuer Tag - gleiche Situattion. Bundestraße und Bahnstrecke ist weiterhin gesperrt. Wiedereröffnung ist ungewiss. Also versuchen wir über den Schienen-Ersatzverkehr über den Brenner zu kommen. Wir kaufen Tickets und warten endlos auf den Bus. Endlich kommt er und dann die Überraschung, dass er keine Räder mitnimmt. Nichts zu machen (der Busfahrer am Vorabend war da flexibler). Nun ist guter Rat teuer. Wir stoppen ein Polizei-Auto (cool - mal andersrum als sonst 😁) und bekommen die Aussage, dass es über Nößlach noch eine Option gibt. Nößlach bedeutet 400hm extra. Die ersten Kilometer steigen mit 10 - 15% an. Ein Glück, dass meine Frau ein E-Bike und ich einigermaßen trainierte Oberschenkel habe. Bald sehen wir die Brennerautobahn von oben. Tief im Tal liegt Gries. Auf kleiner Straße geht es weiter. Eine Baustelle queren wir per Pedes. Autos müssen umdrehen.

 

 

Noch wissen wir immer noch nicht, ob die Bundesstraße nach Gries passierbar ist. Doch wir haben Gllück, sie ist. Durch den Murenabgang ist sie quasi auch autofrei. Kurz vor den Brenner sehen wir die zahlreichen Stahlkonstruktionen unter Brenner-Autobahn. Die Lueg-Brücke ist baufällig, der Neubau überfällig, aber umstritten (sieh Zeitung). Ich bin froh mit den Radl unterwegs zu sein. Ob die Autofahrer wissen, wie der Zustand der Brücke ist, über die sie fahren? Ich hätte ein mulmiges Gefühl.

 

 

Nach den Ritt über Nößlach ist der Anstieg hoch zum Brenner ein Kindergarten. Wir passieren die Grenze, Outlet-Center und Brenner-Ortschaft ohne erwähnenswerte Vorkommnisse.

 

 

Auf der ehemaligen Bahnstrecke fahren wir nach Gossensass ab und durchqueren den ein oder anderen Tunnel.

 

Weiter geht es den Radweg nach Sterzing / Vipiteno. Die Fußgängerzone ist belebt. Zahlreiche Touristen aus veschiedenen Nationen sind unterwegs. Nach Tagen des Dauerregens scheint es die Leute ins Freie zu treiben.

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Zwar ist es trocken, aber es kühl als wir durch das Eisack-Tal weiter bergab fahren. Mal näher mal weiter weg von der Autobahn, mal direkt am Standstreifen und kurz vor Franzensfeste / Fortezza führt der Radweg sogar ein Stück unter der Autobahn entlang. Zwar wird man von den Autos nicht bedrängt, aber deren Lärm & Gestank stören doch etwas.

 

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Umso glücklicher sind wir als wir in das Pustertal abzweigen. Die Sonne wärmt uns nun und Südtirol-Apfel-Plantagen säumen unsere Abkürzung. Dann führt uns der Radlweg wieder direkt an der vielbefahrenen Landstraße.

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Bald können wir die Talseite tauschen und passieren die Zählstelle vom Radweg. Hier führte auch die Route vom M19 vorbei. Heute haben bereits 141 Radler den Zähler passiert und fast 53.000 im gesamten Jahr.

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 Über einer überdachten Holzbrücke überqueren wir die Rienz und sind nun wirklich in der Natur.

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Neben den Radweg verläuft die Bahnstrecke, die hin & wieder auch überquert werden will. In einer Unterführung steht das Wasser. Wie tief ist es? Mit den normalen Rad kann man bestimmt durchfahren, aber hält das auch die Elektrik vom E-Bike aus? Wir gehen kein Risiko  ein und ziehen die Socken aus und waten durch das Wasser.

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Die extra Höhenmeter zum Brenner verbrauchten einige Energie, so dass der restliche Ladezustand bis Bruneck mit Bedacht eingeteilt wird. So wird es richtig sportlich für meine Frau, da doch der ein oder andere kurze Anstieg bewältigt werden will. Doch ohne Reichweiten-Problem erreichen wir Toblach.

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Auf den Weg zur Unterkunft unterquert der Radweg einen Kreisverkehr anhand einer Unterführung. Über uns fahren die Autos im Kreis und die Radler können gefahrlos ihre gewünschte Richtung einschlagen. So etwas kenne ich bisher nur aus den Niederlanden.

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Die Unterküngte in Bruneck sind meist nicht sehr günstig. Auch in unserem "Retro" - Hotel etwas außerhalb kostet das DZ 120 EUR (inkl. Frühstück). Immerhin fühlt man sich in den 70/80er-Jahren zurück versetzt, wie man am folgenden Bild sehen kann.

 

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 Doch mit den Abendessen haben wir Glück. Wir finden eine super Wirtshaus und auch auch noch die letzten Plätze, da wir früh dran sind. Ohne Reservierung werden alle folgenden Gäste leider abgewiesen.

 

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3. Etappe am 31.08.2023: Bruneck - Pieve di Cadore

 94 km / ↑ 1103 hm

Wir verlassen Bruneck noch bei Sonnenschein, doch bald ziehen die Wolken zu, so dass es einfach nicht warm werden will. Auf Nebenstrecken kommen wir bald nach Toblach und verlassen hier das Pustertal.

 

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Auf einer ehemaligen Bahnstrecke geht es auf geschotterter Oberfläche nach Süden. Beim Aussichtspunkt auf die 3 Zinnen bemerken wir, dass wir  nicht die einzigen Radler  sind. Die Zinnen hüllen sich in Wolken. Bei Sonnenschein wäre es bestimmt ein super Ausblick gewesen.

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Kurz nach den Aussichtspunkt fällt mir das Schild EROICA DOLOMITI in die Augen. Die Veranstaltung findet zwei Tage später am Samstag, den 02.09.2023 stattt.
Schad drum, wäre bestimmt interessant gewesen mit so vielen Vintage-Radlern entlang zu fahren.

 

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Ja, auf solchen Schotterpisten wie diese führt die EROICA. In Alaska wird es wohl nicht viel anders aussehen als hier.

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Nachdem die Schotterpiste eine ehemalige Bahnlinie war, ist die Steigung wie Gefälle äußerst moderat. Ohne große Anstrengungen erreichen wir den Cimabianche 1530 m; das Dach dieser Tour. Auf der Abfahrt nach Cortina d'Ampezzo durchfahren wir mehrere Tunnels  und überqueren eine Schlucht über eine hohe Brücke.

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Die Piste ist so einsam, so dass sogar ein Reh einmal vor uns auf der Fahrbahn steht. Es flieht und in sicherer Entfernung wartet es, bis wir vorbei geradelt sind.

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In der Olympia-Stadt Cortina d'Ampezzo ist natürlich wieder viel los. Wir lassen uns durch die Fußgängerzone treiben, bevor es zurück auf unsere Bahnstrecke geht.

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 Leider existiert die Bahntrasse nicht mehr durchgängig und ein paar steile Spitzen auf losen Grund wollen genommen werden. Später schlängelt sich die Bahntrasse wieder neben der gut befahrenen Hauptstraße entlang.

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Dann fängt es zum Regnen an. Und weil es so schön ist, gesellt sich gleich noch ein Plattfuß dazu. Zunächst pumpen wir immer wieder auf, bis wir ein trockenes Plätzchen zum Flicken finden. Ich lerne: "Auch durch Schwalbe Marathon Plus - Reifen kann sich ein Draht-Stück durchbeißen."

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Der Regen lässt nach, aber hört einfach nicht auf. So können wir die Landschaft nicht wirklich genießen und versuchen, so schnell wie möglich zu unseren Etappen - Ort Cadore di Pieve zu kommen.

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Cadore di Pieve ist ein kleines verschlafenens Städtchen. Als der Regen endlich aufhört, spazieren wir noch kurz durch die Straßen. Eigentlich wollten wir die Festung besuchen, aber da hat uns der Regen einen Strich durch die Rechnung gemacht.

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4. Etappe am 01.09.2023: Pieve di Cadore - Vittorio Veneto

78 km / ↑ 597 hm

 

Die Schlechtwetterfront hat sich nun endgültig verabschiedet und wir folgen der Piave auf der breiten Hauptstraße. Inzwischen gibt es eine weitere Schnellstraße, die den meisten Verkehr schluckt, so dass man nicht wirklich einen Radweg braucht bis zur nächsten größeren Ortschaft Longarone. Nun geht es über Nebenstrecken weiter bis zum Kraftwerk bei Sovergone.  Hier klebt der Radweg förmlich an den Felsen.

Hier wird Wasser aus der Piave in einen Kanal ausgeleitet und dann in den Lago di Santa Croce geleitet. Von dort führt ein weiterer Stollen in die Ebene zur Stromgewinnung.

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Wir folgen mehr oder weniger den Wasserkanal und erfreuen uns an den Kunstwerken, die neben den Radweg stehen.

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Über den natürlichen Zufluss vom Lago di Santo Croce schwingt sich nur für uns Radler eine Hängebrücke.

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Am Uferweg gibt es immer wieder romantische Blicke über den See.

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Nach den Lago di Santo Croce müssen wir über einen Bergrücken, ab jetzt geht es nur noch bergab. Gigantisch baut sich die Autobahn neben den Lago Morto = Toter See auf. Der See ist "tot", weil der See keinen Ablauf hat. Das Wasser wird, wie jenes aus den Lago di Santo Croce in einen noch tieferen See zur Stromerzeugung geleitet.

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In Vittorio Veneto gibt es noch einen kurzen Eis-Stopp, bevor wir auswärts in unsere Unterkunft fahren.

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Heute haben wir uns ein Zimmer im Agritursimo "Valbare" gebucht. Ein schmucker Bauernhof, welcher stilvolle Zimmer hat

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Die Besitzerin ist Imkerin und war mehr als erfreut, als wir berichteten, dass ein Volk in ihren Olivenbaum ausgeschwärmt ist.

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5. Etappe am 02.09.2023: Vittorio Veneto -  Padova

 103 km / ↑ 218 hm

 

Bis nach Treviso folgen wir mehr oder weniger den offiziellen Radweg nach Venedig. Radweg ist zu viel gesagt, denn meist ist es einfach eine ausgeschilderte Route über Nebenstraßen. In Treviso betreten wir durch das Porto Tomaso.

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Treviso hat viele kleine Gassen und Kanäle, so dass es die kleine Schwester von Venedig genannt wird. Zum Glück sind bei weitem nicht so viele Touristen in der Stadt, so dass man entschleunigt die Stadt genießen kann.

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Nach Treviso geht es über eine aufgelassenen Bahntrasse samt verlassenen Bahnhöfe weiter.

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So kommen wir zu unsere Tageszeil Padova (dt. Padua). Wie in so vielen italienischen Städten säumen Arcaden die Straße ...

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... und es gibt noch die wirklich kleinen Geschäfte, wie diesen Rad-Laden, wo vor der Tür schnell einige Räder repariert werden.

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Eigentlich wollten wir uns die Fresken von Giotto in der Cappell degli Scrovegni anschauen. Wir sind spät dran -  nach 18 Uhr - kein Problem mit den Öffnungszeiten. Obwohl kein Mensch an der Kasse oder Eingang ansteht, gibt es normale Eintritttskarten nur mit einer festen Uhrzeit, was über 1h Warten bedeuten würde. Alternativ kann man auch Speed Tickets zu 30 EUR kaufen und sofort besuchen. Diesen Nepp machen wir nicht mit. und so kann ich Euch die Kappelle leider nur von außen zeigen.

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Anstatt Giotto-Fresekn muss ich mich nun mit Street-Art begnügen.

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Am Abend spazieren wir noch zum "Rasenplatz", sprich zum Prato della Valle. Er ist angeblich der größte Platz in Europa. Ein großer ovaler Kanal bildet eine Insel, die tatsächlich mit grünen Gras bewachsen ist.

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Aus unseren Hotel-Fenster haben wir einen super Blick zur Basilika vom Hl. Antonius. Gut wissen, dass dies nicht der Dom ist, denn dieser steht in einem anderen Stadtviertel.

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Im Innern befindet sich die Grabstätte vom Heiligen Antonius. Er ist u.a. Patron für Reisende und Wiederauffinden von verloren gegangenen Gegenständen. Daher eine der Key-Player für meine Radtouren und meinen Talent, dass keiner die Sachen so gut vor mir verstecken kann, wie ich selbst 😊.

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6. Etappe am 03.09.2023: Padova - Chioggia

55 km / ↑ 40 hm (das waren wohl die Brücken !!!)

 

Mit Segen geht es weiter in Richtung Meer. Mein Track führt immer am Ufer eines Kanals bis zum Meer entlang.  Weitgehend asphaltiert, meist verkehrsarm und elend langen Geraden. Obwohl heute nur etwas mehr als 50km veranschlagt sind, strengt diese Etappe uns mehr an, als jene über die Berge. Zu guter letzt müssen wir dann doch auf die Hauptstraße und heute ist Samstag. Bettenwechsel + Tagesausflügler = endlose Blechlawine, die wir zum Glück auf den Seitenstreifen überholen können. Dann kommen wir rechtzeitig vor den Mittagessen in unsere Unterkunft in Chioggia (bzw. Sottomarina) - ein Ein-Sterne-Hotel am Strand. Der Patrone bestätigt jedes Klischee und ist superfreundlich. Ja zum Glück spricht man Italienisch. Mit Englisch und gar Deutsch wäre es schwierig geworden.

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So verbringen wir den Nachmittag am Strand und baden im Meer. Am Abend gehen wir dann in die Altstadt von Chioggia, ein weiteres "kleines" Venedig. Doch diesmal ist das Wasser wirklich salzig und die Brücken so hoch geschwungen wie im großen Venedig.

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Zahlreiche Touristen durchströmen die Straßen und ohne Reservierung finden wir erst nach einigen Anläufen einen Platz in einem netten Fischrestaurant, wo wir uns es gut gehen lassen.

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Nach den Abendessen (it. Cena) ist natürlich schon dunkel und zahlreiche Lichter erleuchten die Kanäle. Das Nachtleben rummst, doch ohne uns, denn am nächsten Morgen wollen wir die erste Fähre nehmen, nachdem wir beobachtet hatten, dass alle Fähren komplett überfüllt hier angelegt haben. Wenn die Fähre voll ist, dann nehmen diese keine Räder mit. Nicht schön, aber logisch.

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Auf den Rückweg passieren wir ein Reisebüro. Immer wieder ulkig im Urlaub auf Reiseangebote zu schauen. Wohin wollen wir im Urlaub vom Urlaub fahren? Neben den Zielen der Welt wie New York und Dubai wird auch Nürnberg angepriesen und nicht einfach als Randnotiz, sondern prominent in der Mitte. Ehre wen Ehre gebührt 😎. Franken ist doch der Mittelpunkt der Welt.

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7. Etappe am 04.09.2023: Chioggia - Caorle

  75 km / ↑ 104 hm 

Ohne Probleme kommen wir früh am Morgen auf die erste Fähre. Wir aber bei weitem nicht die einzigen, die die frühe Sonntags-Stimmung nutzen und zur Insel Pellestrina zu fahren.

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Auf der Insel ist die Stimmung anders. Ruhiger und romantischer. Es scheint als ticken hier die Uhren noch etwas langsamer. 

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Nachdem man die Insel nur über eine Fähre erreicht, ist der Auto-Verkehr wirklich überschaubar. Die Häuser sind kunderbunt und zwischen der Lagune und Adria sind es maximal 200m - meist sind es weniger. Nach etwas mehr als 8km sind wir von einem Ende zum anderen der Insel geradelt.

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Dann geht es mit der nächsten Fähre weiter zur "Isola del Lido". War die Fähre von Chioggia nach Pellestrina nur ein Barkasse, wie sie auch im öffentlichen Nahverkehr von Venedig eingesetzt wird, so ist diese Fähre eine richtige Autofähre mit massig Platz für Räder. Außer uns sind nur 3 weitere Autos unterwegs. Nun erhaschen wir die ersten Blicke auf die Vorinseln von Venedig. Man glaubt es nicht, aber hier auf der nicht mal 15km langen Insel kommt uns eine sportliche Rennrad-Gruppe entgegen die kräftig Tempo macht. Es dauert natürlich nur eine kurze Zeit, bis sie umkehren muss und uns dann gleich wieder zu überholen. Auf der Insel kann man nicht mal im Kreis fahren, sondern nur hin & her.

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Wir wechseln dann das Ufer. Anstatt an der Lagune fahren wir am Damm zur Adria entlagen und sehen allerlei Strandhütten, die aus Treibholz gebaut wurden. Fehlt nur noch die richtige Musik zur Rum-Werbung ...

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Unverhofft stehen wir dann an einer Sicherheitskontrolle. Taschenkontrolle. Ein Polizist mit MP schaut in unsere Radtaschen, ob wir eine Bombe dabeihaben. Die Kontrolle ist eingerichtet, da aktuell die Filmfestspiele von Venedig (Biennale) stattfinden. Wir stolzieren am roten Teppich vorbei, aber die Promis sind zu dieser frühen Stunde wahrscheinlich noch alle im Bett.

Schade, dass wir keine Zeit haben.Den eine Karte ist durchaus erschwinglich. Im großen Saal kostet der Eintritt  zwischen 40 bis 50 EUR zur Hauptzeit. In kleineren Kino liegt der Preis nur bei 9 bis 12 EUR (abzüglich Rabatt für Studenten / Pensionäre). Für so ein großes Festival ziemlich in Ordnung.

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Neben den Filmfestspielen ist der Lido, wie schon der Name sagt, der Strand von Venedig mit seinen Kiosken zum täglichen Badebedarf.

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Nun müssen wir ein drittes Mal die Fähre nehmen, um nach Punta Sabbioni zu kommen. Nun ist Sonntag Mittag und entsprechend voll sind die Barkassen. Pro Fahrt werden max. 4 Räder zugelassen und so müssen wir auf die nächste Abfahrt warten, bis wir zum Festland übersetzen können. Mit einer großen Radgruppe kann ich diese Tour daher nur eingeschränkt empfehlen.

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Dann geht es vorbei mit den Blick auf den Dogenplatz und Markusturm in der Ferne. Auf den Städtetourismus haben wir heute keine Lust und lassen den Stadtkern links liegen.

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Nun geht über Radwege (die teils auf Holzplanken neben der Straße in die Lagune gebaut wurden)  und Nebenstraßen weiter nach Jesolo, wo nachts der Bär steppt. Nix für uns altes Semester.

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Stattdessen zieht es uns weiter nach Caorle, wo wenigstens ansatzweise noch das alte Fischerdorf zu erkennen ist. Doch Hauptziel der Touristen dürfte der breite Sandstrand sein.

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Man spricht deutsch. Für mich kein richtiges Italien mehr. Die Restaurants sind ab 18 Uhr überfüllt (wenn die Teutonen üblicherweise speisen), leeren sich aber schlagartig ab 20:30, wenn üblicherweise die Italiener sich langsam zum Abendessen aufmachen. Unser Running Gag bei Radtouren lautet: "In Deutschland findet man kein Wirtshaus, dass nach 20 Uhr noch Essen ausgibt - in Italien (vor allem in Süden) kein Ristorante, dass vor 20 Uhr geöffnet ist.

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8. Etappe am 05.09.2023: Caorle. - Vergnacco (bei Udine)

97 km / ↑ 274 hm

Bei einer Etappenfahrt ist eine der größten Herausforderungen, wie man wieder heimkommt. Eigentlich wollten wir weiter nach Slowenien und von Ljubljana mit den Zug heimfahren. Doch da gab es keine Züge, die unsere Räder mit genommen hätten. Also ändern wir unsere Reiseroute und schlagen ab heute den Weg in Richtung Norden ein. 

Ein letzter Blick auf das Meer im Hafen von Caorle.

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Die ersten km müssen wir an der Hauptstraße entlang, doch an der ersten möglichen Abzweigung flüchten wir vor den Autoverkehr und radeln zunächst auf Nebenstraßen und auf idyllischer Schotterpiste die Ebene entlang. Das fortlaufende Knirschen vom Schotter unter den Reifen hat irgendwie etwas Entschleunigendes. Man könnte km weit entlang rollen.

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Schrieb ich vorhin Schotter? Nein, ein solcher Belag heißt heutzutage Gravel und ich habe natürlich ein Gravel-Bike. Als ich es vor ca. 30 Jahren gekauft hatte, hieß es noch Halbrenner oder mit dickeren Reifen Cross-Bike. 

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Wir passieren immer wieder schöne kleine Ortschaften / Städtchen wie hier in Portoguaro, wo immer der venezische Löwe den Platz bewacht.

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 Dann überqueren wir den Fluss Tagliamento und sind nun im Friaul. Ein kurzer Besuch in der Hauptstadt Udine am Marktplatz

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Hier das E-Bike von meiner Frau und mein altes Rennrad mit 2x7 Schaltung mit Schalthebel am Unterrohr. Doch immer noch zu modern für die Eroica. Da müssten die Bowdenzüge am Lenker nicht innen, sondern außen verlegt sein.

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Immer wieder suchen wir uns kleine Wege durch die Felder.

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Die ein oder andere Feldfrucht ist uns unbekannt. Doch mit der PlantNet-App können wir schnell aufklären, dass es sich um Hirse handelt. Wieder etwas gelernt.

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Am Abend übernachten wir wieder in einem Agriturismo und sind von dessen Qualität wieder schwer begeistert.

 

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9. Etappe am 06.09.2023: Vergnacco - Pontebba

  79 km / ↑ 818 hm bzw   101 km / ↑ 1846 hm

 

Weiter geht es in Richtung Norden.  Erst ist es hüglig, dann folgen wir den Tal vom Tagliamento. Wir befinden uns nun auf der Trasse vom Fernradweg Alpe Adria, die üblicherweise von Salzburg nach Grado gefahren wird und von Villach bis Gemona di Friuli auf einer alten Bahntrasse führt.

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Doch komplett ausgebaut ist der Radweg noch  nicht. Ein Teilstück von 10km fehlt und man muss auf die Hauptstraße ausweichen. Um dieses Stück zu vermeiden, wählen wir einen Umweg und sind dafür wirklich ohne Autos.

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Dann kommen wir zum Anfang / Ende vom Radweg. Die Bahntrasse existiert, aber sie wurde leider noch nicht für den Radverkehr ertüchtigt.

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Nun kommt das Highlight der Alpe Adria mit der alten Bahntrasse, die auch durch km - lange Tunnels führt, die inzwischen alle mit LED beleuchtet werden. Das Licht wird auch nur durch Bewegungsmelder  eingeschaltet, wenn Radfahrer sich nähern.

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Die alten Bahnhöfe dienen nun als Raststätten für die Radler, die uns in großen Gruppen entgegenkommen. Ganze Busladungen werden am Berg ausgekippt und kommen als Pulk entgegen. Wir sind froh in entgegengesetzter Richtung zu fahren, da wir uns so gefährliche Überholvorgänge ersparen.

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Den Tagliamento haben wir schon längst verlassen und folgen stattdessen nun den Fluss Fello, den wir ein paar Mal über die alten Eisenbahnbrücken überqueren.

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Immer tiefer kommen wir in die Karnischen Alpen. Stetig geht es bergauf. Der Scheitelpunkt liegt bei gut 800m. Heute geht es aber nur bis Pontebba auf 564m. Mit den Ausblick auf die Felsen wird es uns auf jeden Fall nicht langweilig.

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Auf der parallen Hauptstraße überholt uns eine große Gruppe Trikes. Den meisten Autoverkehr schluckt zum Glück die Autobahn, die meist durch Tunnels führt und daher meist nicht sichtbar oder zu hören ist.

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Nachteil der Bahntrasse ist, dass man kaum durch Ortschaften, wie hier Dogna, kommt. Man müsste extra abfahren, doch das macht man ja doch nicht.

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Am Nachmittag sind wir dann in Pontebba. Als Extra-Tour gönne ich mir noch eine kurzen Abstecher auf die Alm / Malga Poccet. 10km und 1000 hm später (=10% Durchschnittsteigung) muss ich feststellen, dass die Alm geschlossen ist und die Aussicht auch nicht spektakulär ist. Die Straße ist eng und holprig,  so dass auch die Abfahrt keine echte Entschädigung ist. Kein Grund nochmal zu kommen.

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10. Etappe am 07.09.2023: Pontebba - Villach

   66 km / ↑ 434 hm und extra Runde mit 35 km / ↑ 190 hm

 

 Die letzte Etappe ist kurz. Ruck zuck sind wir auf den Scheitelpunkt und lassen es dann bergab rollen bis nach Tarvisio / Tarvis. Wir sind im Dreiländereck von Italien, Österrreich und Slowenien. Viele Straßenschilder tragen 3 Sprachen.

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In Österreich hört die Bahntrasse auf und der Radweg führt oft neben der Bundesstraße entlang. Nicht schön, daher suchen wir uns, wo es geht eine Nebenstrecke und sehen die Villacher Alpe in der Ferne.

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Inzwischen fällt uns ein immenser Motorrad-Verkehr auf. Laute Harleys donnern über die Landstraßen. Dieses Wochenende ist Harley -  Treffen am Faaker See. 120.000 Teilnehmer auf 70.000 Motorräder werden erwartet. In Summe bringt das Event 20 mio EUR in die Region. Wir sind nur am ersten Tag da, doch dennoch wunder ich mich, dass wir ein Hotel zu annehmbaren Preisen buchen konnten. 

Am Nachmittag drehen wir eine weitere Runde entlang der Drau und zurück über den Magdalensee mit Blick auf die Burg Landskron und den Berg Gerlitzen.

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In der Stadt wird schon kräftig gefeiert und unser Zimmer ist mittendrin. Ein Glück, dass es nur eine Nacht ist.

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11. Heimfahrt  am 08.09.2023 mit den Zug nach Nürnberg und mit Rad nach Hause

   32 km / ↑ ?  hm

 

 Die Heimfahrt mit den Zug beginnt planmäßig in Villach, doch kurz vor der Einfahrt in den Bahnhof Salzburg  kommt die Durchsage: "Aufgrund eines Oberleitungs-Schadens am Bahnhof München endet heute die Fahrt in Salzburg." Jedes Gesicht zeigt fassungsloses Erstaunen. Wieder ist guter Rat (wie jedes gute Rad) teuer. Kurzentschlossen steigen wir in den Nahverkehr nach Mühldorf am Inn ein. Der Zug ist 50 Jahre oder älter. An einem Bahnhof stirbt der Diesel-Motor ab. Der Lokführer sprintet durch den Triebwagen und startet die Maschine von Neuen. Mit Ach und Krach erreichen wir Mühldorf. Umsteigen mit E-Bike bei 5 Minuten Umsteigezeit ist einfach ein Genuss. Weiter geht es mit den nächsten Oldtimer. Das Radabteil ist voll gestapelt mit Rädern - kein Durchkommen mehr, aber auch keiner, der uns rausschmeißen will. In Freising wieder nur 3 Minuten zum Umsteigen. Kaum sind wir im Zug gehen auch schon die Türen zu. Wir erfahren, dass dies der erste Zug seit 4 Stunden ist. Entsprechend voll ist auch dieser Zug, der uns bis Nürnberg bringt. Auf die nächste Stapelei nach Erlangen haben wir keine Lust mehr und radeln stattdessen von Nürnberg heim. Wir sind stolz auf uns, dass wir doch des Bahn-Chaos nach Hause geschafft zu haben. Wieder ein Kapitel in meinen Buch der Bahn-Stories.

 

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In Summe ein ereignisreicher Urlaub, der uns noch lange in Erinnerung bleiben wird.

 

Ciao

Roland

 

 

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 Etappenübersicht & Route

 

  Datum Etappe Entfernung Höhenmeter
Mo 28.08.23 nach Nürnberg 34 km 100 hm
Innsbruck-Steinach 29 km 802 hm
Di 29.08.23 Steinach – Bruneck 98 km 1.301 hm
Mi 30.08.23 Bruneck – Pieve 94 km 1.103 hm
Do 31.08.23 Pieve – Vittorio Veneto 78 km 597 hm
Fr 01.09.23 Vittorio Veneto – Padova 102 km 218 hm
Sa 02.09.23 Padova – Chioggia 55 km 40 hm
So 03.09.23 Chioggia – Caorle 75 km 104 hm
Mo 04.09.23 Caorle – Vergnacco 97 km 274 hm
Di 05.09.23 Vergnacco – Pontebba 79 km 818 hm
Mi 06.09.23 Pontebba – Villach 67 km 434 hm
Magdalenen – See 35 km 190 hm
Do 07.09.23 von Nürnberg nach Hause 34 km 100 hm
      808 km 5.791 hm

 

Route:

 

 

 

 

 

 

 

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Sportgemeinschaft Siemens Erlangen Radsport