Schöne Städte, schöne Landschaft mit viel Natur, steile Bergetappen, Flachlandfahrten und alles an Flüssen entlang: In den Pfingstferien 2015 (23.05-31.05) war es endlich soweit, wir radelten von Nürnberg nach Hamburg. Anfangs sind wir der Pegnitz gefolgt, anschließend dem weißen Main durch‘s Fichtelgebirge, der Saale lang durch das Thüringer Schiefergebirge bis hin zur Elbe, wo uns der Gegenwind auch nicht mehr stoppen konnte.
Tag 1 (23.05.) Nürnberg – Bayreuth (110km/1230hm)
Es ging mit etwas Verspätung, dem Abschied verschuldet, um 9:15 Uhr los.
Im Nürnberger Reichswald wurde uns bei dem ersten Anstieg sehr schnell bewusst gemacht, wie es sich anfühlt mit zwei vollen Radtaschen und einer Lenkertasche bergauf zu fahren.
Ab Schwaig bei Nürnberg folgten wir der Pegnitz…
…mit rechts und links schön blühenden Wiesen
Unsere Mittagspause machten wir in Neuhaus an der Pegnitz mit Blick auf die Burg Veldenstein.
Die Wege führten hauptsächlich durch den Wald, dem Pegnitzverlauf folgend, und waren meist gut geschottert, ab und an etwas sandig. Größere Anstiege gab es kaum, allerdings ging es ab und an ein bisschen hügelig durch den Wald. Nach Pegnitz fuhren wir auf einen gut ausgebauten Radweg an der Bundesstraße nach Creußen, Neuenreuth und schließlich nach Bayreuth, wo wir gegen 16:30 Uhr aufschlugen. Im Biergarten und anschließend in der Jugendherberge ließen wir unsere erste Etappe entspannt ausklingen. Da die Geschäfte die nächsten zwei Tage geschlossen hatten, haben wir uns noch im nächsten Supermarkt mit Essen eingedeckt.
Bayreuther Fußgängerzone
Tag 2 (24.05.) Bayreuth – Hof (80km/1277hm)
Nach einem guten Frühstück in der Jugendherberge ging es auf unserer zweiten Etappe morgens gegen 09:00 Uhr erst einmal quer durch Bayreuth…
…entlang an dem sich in Aufbau befindendem Landesgartenschaugelände, bis wir schließlich nach etwas steileren Passagen, die zwar mit einem schönen Ausblick belohnt wurden, aber da der Himmel ziemlich verhangen war, keine Traumlandschaft bildeten, den weißen Main in Bad Berneck erreichten.
Nachdem wir den weißen Main verlassen hatten, ging es es mit 12%tiger Steigung ganze 165 Höhenmeter bergauf, bis wir Wülfersreuth erreichten, das mit 707 Metern der höchste Punkt auf unsrer Tour war.
Leider war die Sicht immer noch ziemlich diesig, sodass von dem schönen Panorama nicht allzu viel zu sehen war.
Kaum oben angekommen ging es schon wieder mit einer herrlichen Abfahrt ins Tal hinunter nach Gefrees, wo wir unsere Mittagspause mit einem Eis als Nachspeise genossen.
Der erste Teil der Route bestand aus Fahrradwegen entlang mäßig befahrener Bundestraßen, im Laufe des Tages befuhren wir hauptsächlich sehr schwach frequentierte Land- bzw. Bundesstraßen, teilweise mit tollem Weitblick.
Erstkontakt Saale Schwarzenbach an der Saale
Die restlichen Kilometer bis Hof verliefen flußnah und ohne große Steigungen (die es schließlich schon zu genüge gab). Durch gutes Vorankommen und mit weniger Kilometer als geplant, erreichten wir die Jugendherberge schon gegen 15:00 Uhr und freuten uns auf eine Pizza zum Abendessen.
Tag 3 (25.05.) Hof – Neidenberga (95km/1721hm)
Es ist wahrscheinlich gut, dass wir am Morgen noch nicht ahnten, mit was für, teils brutalen, Anstiegen der Saaleradweg auf uns wartete. So fuhren wir nach einem ordentlichen Frühstück pünktlich um 09:30 Uhr los. Leider war für heute etwas Niederschlag gemeldet, sodass unsere Regenjacke nicht unbenutzt blieben.
Nachdem wir die ersten Hürde gut überwunden hatten, ging es Anfangs erst durch den Wald, Fluss nah und noch ohne erwähnenswerte Steigungen.
Man bedenke: Diese Autobahn haben wir gerade unterquert und nun sahen wir sie von oben.
Langsam ging es raus aus dem Frankenwald, rein in das Thüringer Schiefergebirge.
Nach einem Regenguss spiegelglatte Wasseroberfläche, ein perfektes Fotomotiv, was mir erst im nachinein bewusst wurde.
…An der Saale hellem Strande
stehen Burgen stolz und kühn
Ihre Dächer sind zerfallen,
und der Wind streicht durch die Hallen….
Nach einem wunderschönem Flussmeander mitten im Nirgendwo, geht es nun, umgeben von Hügeln, an einem schön gelegenen einsamen Schotterweg den Fluss entlang. Einziges Manko: Schotter ist nicht gleich Schotter und wenn man im Schiefergebirge unterwegs ist, sind die Steine messerscharf. Alles weitere kann man sich nun denken.
Zum Glück war der Ersatzschlauch schnell montiert und nach einem weiteren Anstieg gab es im 4km entferntem Dorf einen netten Förster, der den Kompressor anschmiss, sodass wenigstens ausreichend Luft für die letzten 35km im Reifen war.
Ein weiteres Highlight war die Überquerung der Saale mit der Mühlenfähre zu der es erst 180 HM bergab und auf der anderen Seite logischer Weise wieder bergauf gingen.
Die letzten gut 15km verliefen auf einem Hochplateau auf Landstraßen mit sehr wenig Verkehr. Unser heutiges Ziel war Neidenberga, wo wir gegen 17:15 Uhr ankamen, allerdings gibt es in diesem Ort nicht allzu sehr zu sehen und somit auch nicht zu erzählen.
Tag 4 (26.05.) Neidenberga – Naumburg (130km/1304hm)
Wie immer pünktlich um ca. 08:15 Uhr starteten wir die längste Etappe unserer Reise von Neidenberga bis nach Naumburg. Unser erstes Zwischenziel war Saalfeld. Die ersten 5km ging es entspannt bergab bis zur angestauten Saale.
Über die Staumauer hinweg ging es danach erst einmal in den Wald, wo auch noch ein bisschen Hangabtriebskraft bezwungen werden wollte. In Saalfeld angekommen, füllten wir unsere Flaschen und Wasservorräte zunächst einmal auf und hielten einen nach einem Fahrradladen Ausschau, wobei keiner mir passende Mäntel verkaufen konnte.
Der Fluss wird größer, die Radwege werden besser.
Die Saale-Elster-Talbrücke. Mit über 8 km ein doch schon imposantes Bauwerk.
In Jena deckten wir uns erstmal in der nächsten Bäckerei mit einem ordentlichen Mittagessen ein. Da es nun auch endlich ein gutes Fahrradgeschäft gab, konnte ich meine zerschnittene Mäntel gegen neue wechseln, was mir bei Abfahrten doch ein sichereres Gefühl gibt. Da wir allerdings noch ein Weilchen Fahrt vor uns hatten und der Aufenthalt im schönen Jena ziemlich viel Zeit gekostet hat, hieß es nun reintreten.
Die Berge wurden spürbar flacher, das Wetter hielt trotz schlechter Vorhersage, so ließ es sich sehr gut fahren.
An weiten Panoramas fehlte es uns heute freilich nicht, die Aleen an den Straßen prägen die Landschaft sehr.
„Das hier sind keine Betonpisten aus der DDR, das ist Geschichte aus Kaiser Wilhelmszeiten“, so wurden wir von einem älteren Herren in der nun endlich gegen 19:00 Uhr erreichten Jugendherberge begrüßt. Nach dem Einchecken prägten eine warme Dusche und ein leckeres Essen im nahegelegenem Biergarten das Programm des Abends.
Tag 5 (27.05) Naumburg – Halle (Saale) (70km/410hm)
Heute ist unser Ruhetag angesagt, an dem wir nur 70km radelten. Nach dem Frühstück schauen wir uns erst einmal noch ein bisschen in Naumburg um und erfreuen uns an dem „guten“ Straßenbelag.
Der Naumburger Dom
Der Gehweg ist auch keine wirkliche Alternative zu dem Straßenbelag
Viel Saale kriegen wir auf der heutigen Etappe nicht zu sehen, allerdings geht es endlich mal wieder durch bewohntere bzw. belebtere Gebiete, und da der Himmel uns heute auch nicht mit Wasser beworfen hat, lässt es sich entspannt fahren.
Nach Einfahrt nach Halle entlang einer viel befahrenen Bundesstraße mit einem nicht zu lobenden Radweg, ist zum Glück die Jugendherberge schon um 15:00 Uhr erreicht, noch genügend Zeit, um uns Halle anzuschauen.
Der typische Plattenbau
Tag 6 (28.05.) Halle (Saale) – Magdeburg (100km/496hm)
Überpünktlich geht es gestärkt um 07:30 Uhr los, raus aus Halle und ab an die Elbe nach Magdeburg. Nachdem wir raus aus der Stadt waren, und sich der Verkehr Gott sei Dank wieder entspannte, folgten wir wieder wenig befahrenen Landstraßen mit teils weitem Blick.
Das Wetter war ideal zum Radeln. Wir hätten uns auch nicht zu träumen gewagt, dass wir den ganzen Tag doch recht starken Rückenwind haben werden, der uns durch die mit Alleen umgebenen Landstraßen trieb.
Mittagspause in Schönebeck, mit einer wirklich sehr hübschen Fußgängerzone
Erstkontakt Elbe
Der erste Deich: holprige Wege meist Gegenwind und wenig Platz zum Ausweichen… dennoch ein wunderbarer Blick….
Ein Steinzeitdorf an der Elbe
Elbidylle
So da ist auch schon Magdeburg in Sicht
Das Hundertwasserhaus
Kloster unser lieben Frauen
Der goldene Reiter
Tag 7(29.05.) Magdeburg – Sandau (115km/606hm)
Eigentlich lassen sich die kommenden drei Tage in wenigen Worten zusammenfassen: Immer an der Elbe entlang! Nun ja, im Wesentlichen war es auch nichts anderes und wirklich spektakuläre Situationen gab es auch nicht mehr so viele, allerdings ist die Weite, die man, da wir die meiste Zeit aufm Deich gefahren sind, sehr schön. Nach dem Frühstück in der Hochhaus-Jugendherberge, in der wir im 5. Stock nächtigten, ging es noch ein Weilchen durch die Stadt bis an die Elbe.
Erstes Highlight war die Trogbrücke, an der der Mittellandkanal die Elbe überquert
Ein Kaliberg
In Rögätz überqueren wir die Elbe und fahren jetzt in Fahrtrichtung links weiter
Die Getreidesilos in Tangermünde sieht man schon von weitem….
Die Hansestadt Tangermünde, in der wir Mittagspause gemacht haben, hat eine wunderschöne Altstadt mit vielen verwinkelten Gassen und einer Burganlage.
Blick zurück
Es gibt zwar auch Wald….
…Aber es überwiegt die grüne Weite.
Ca. 20 Km vor unsrem Etappenziel Sandau wurden wir von einer eher einem Truppenübungsplatz ähnelnden Straße überrascht
Allerdings das krasse Gegenteil folgte danach, eine 6 Km schnurgerade Betonpiste nach Sandau.
Angekommen in unserer Pension, fuhren wir noch in den Nachbarort, um dort beim Griechen essen zu gehen und ließen den Abend gemütlich ausklingen.
Tag 8 (30.05) Sandau – Hitzacker (120km/576hm)
120Km. Der Tag wird lang. Der doch immer stärker werdende Gegenwind macht uns in einigen Situationen doch ganz schön zu schaffen, allerdings lässt man sich am vorletzten Tag von sowas nicht mehr groß irritiren. Leider verlor ich bei der ersten Pause an diesem Tag meine Radhandschuhe, die der Wind wahrscheinlich von meinem Gepäckträger wegblies.
Schafe, Wind, Kühe, grüne Wiese, Deich…………………
Auf diesem Deich kamen uns doch tatsächlich ein paar verrückte Jugendliche mit einem Auto(!) entgegen und fragten, wo sie angeln, könnten. Kein Kommentar.
Zeitweise waren ganze Scharen an Störchen auf den Feldern, einmal standen sogar welche mitten auf dem Radweg.
Die Elbe war damals auch Grenzgebiet zwischen BRD und DDR, Gedenktafeln, und ab und zu ein hässlicher Turm sind die Überbleibsel. Die schwarzen Wolken kamen leider immer näher, deswegen ging es schnell weiter.
Zwar kein Weltuntergang, allerdings trocken blieben wir nicht.
Diese Brücke diente uns als Unterschlupf, während das Gewitter über uns hinweg zog.
Die letzten 20Km gingen dann zum Glück relativ trocken vorbei, sodass wir gut gelaunt in Hitzacker ankamen und die Jugendherberge suchten. Die flache Landschaft entlastet doch spürbar die Beine, sodass man viel Strecke schafft. Wer allerdings vergessen hat, dass Hitzacker ein Hochufer hat und die Jugendherberge auf diesem liegt, ist dann doch nicht mehr so gut gelaunt, vor allem wenn man zum Essen seinen Geldbeutel vergisst und nochmal unnötige 60 km hochradeln muss, um endlich dinieren zu können.
Die Hochwasserschutzmaßnahmen. Hitzacker ist mit seiner historischen Altstadt doch sehr schützendswert und wurde bei dem Elbhochwasser 2013 stark in Mitleidenschaft gezogen.
Tag 9 (31.05.) Hitzacker – Hamburg (100km/576hm)
9. Tag. Last, but not least, war es ein schönes Gefühl zu wissen, in 100Km sein Ziel erreicht zu haben. Das Wetter wurde auch besser, und der Wind ließ nach. Ein perfekter letzter Radlertag
Der Strom wird immer breiter und die Bäume immer kleiner.
Es gibt bei dieser Etappe nicht sonderlich viel zu erzählen, da einfach gesagt Elbe Elbe ist und es einfach immer am Deich entlang ging. Mal auf ihm, mal neben ihm.
Und schwubs waren wir schon in Geesthacht, hier die Werft.
Ein schönes altes Dampfschiff.
Kurz nach Geestacht eine Pferdeschau.
Nach der Überquerung des doch recht gigantischen Sperrwegs steuerten wir den ersten Stadtteil Hamburgs -Bergedorf- an, wo wir von Jonas Opa und -überraschenderweise auch- Vater die letzten 20Km abgeholt wurden. Nach dem Empfang ging es erst mal Mittagessen und danach letzt endlich zum Ziel.
Abschließend lässt sich nicht werten, was gut bzw. nicht so gut lief, allerdings wird viel Positives in Erinnerung bleiben. Mancher Radler lacht über solche Touren, mancher Schüler kommt nichtmal 70km weit, als erste Radreise war das sicher sportlich, da auch 25Kg Gepäck mitwollten, nichtsdestotrotz war es ein unvergessliches Abenteuer, von dem wir noch lange erzählen werden.
Ohne erstens kein zweitens, dass stimmt zwar nicht unbedingt, aber die nächste Reise wird folgen, 100%!
Daniel
Route:
http://www.gpsies.com/map.do?fileId=uppytcexkpvgmpca
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