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Alle zwei Jahre treffen wir uns mit unseren italienischen Freunden, um gemeinsam eine Radtour zu unternehmen. Dieses Jahr war das Ziel der Radtour Cumiana, die Partnerstadt von Erlangen. Gestartet wurde in Salzburg.
Der Bericht enthält, sowohl meine Anfahrt nach Salzburg (die meisten sind mit den Zug angereist) als auch die 8 Etappen von Salzburg nach Cumiana. Teilweise wurden individuell verschiedene Varianten gefahren:
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Vorwort zur Friedensfahrt (Einleitende Gedanken von Klaus M.)
Anfahrt Tag 1: Erlangen - Neumarkt St.Veit 252km / 2175hm
Anfahrt Tag 2: Neumarkt St. Veit --> Salzburg 185km / 2680hm
Tour rund um Salzburg 121km / 2100hm
Etappe 1 Salzburg --> St. Michael 121 km / 2050m
Etappe 2: St. Michael --> Lienz 131km / 1500m
Etappe 3: Lienz --> Bozen 155km / 1510m
Etappe 4: Bozen --> Passo Tonale 123km / 2500m
Etappe 5: Passo Tonale --> Domaso 129km / 1200m
Etappe 6: Domaso --> Mergozzo 106km / 1000m
Etappe 7: Mergozzo --> Ivrea 114km / 1670m
Etappe 8: Ivrea --> Cumiana 103km / 1000m
Vorwort zur Friendensfahrt
Ich wollte schon immer auf der Friedensfahrt mitfahren. Bisher haben andere Prioritäten es unmöglich gemacht. Dieses Jahr habe ich erstmalig die Zeit. Beim Anmelden unterschätze ich die Entschlossenheit der bereits mitgefahrenen und lande auf Platz 1 der Nachrücker Liste. Ich bin zuversichtlich, dass jemand nicht kann.
Im Frühjahr nach Mallorca trainiere ich mit der Friedensfahrt im Blick. Auf den acht Tagen sind ja täglich ca. 1500 Höhenmeter zu bewältigen, nicht schnell, aber stetig. Auch versuche ich mein Rad bergtauglicher zu bekommen. Irgendwie ist das nicht so einfach. Aber Eberhard von der Fahrrad Ecke ist flexibel. So habe ich tatsächlich eine Woche vor Start als kleinste Übersetzung V32-H36. Und das ohne dass ich irgendwann aufs Rad verzichten musste. Danke.
Pro Person zwei Gepäckstücke. Eins für an der Person, eins im Begleitwagen. Als Neuling fällt es mir schwer, auf alles gerüstet zu sein. Dennoch sollen beide Gepäcke „tragbar“ sein. Die Routine kommt mit der Zeit.
Und das Wetter. Vor Regen hatte ich weniger Angst als mehr vor der Hitze. So hatte ich bei zwei RTFs bei Hitze die lange Streck absolviert. Der Körper gewöhnt sich offenbar. Jeden Tag schauen wir das Wetter für die nächste Etappe im der Vorhersage nach. Und die ist fast täglich so: ab 11 Uhr 50% Regenwahrscheinlichkeit für den Tag. Die Meteorologen wollten sich nicht festlegen. So waren wir jeden Tag auf alles gerüstet. Unsere Regenausrüstung brauchten wir tatsächlich nur einmal.
Ich hatte die Tour vor dem Start als sportliche Herausforderung verstanden. Doch so schwer war es am Ende nicht. Ich fühlte mich täglich stärker. Das erlaubte es mir, die Landschaft mehr zu genießen und mich den Mitfahrern zuzuwenden. Ich war überrascht von der Offenheit und Fröhlichkeit unserer italienischen Freunde. Wie eine große Familie. Und nicht wie ein Wolfsrudel, wie mir manchmal unsere Radler vorkommen. Am vorletzten Tag kamen uns die ersten Radler von Cumiana entgegen, um uns zu begleiten. Am letzten Tag kamen noch einige hinzu. Und die Einfahrt in den Ort ging im geschlossenen Konvoi mit Auto Eskorte und Blaulicht. Auf dem Marktplatz ein großer Empfang. Viele Angehörigen der Radler sind gekommen. Und abends ein großes- > Fest. Mit Buffet, Ansprachen, und Tanz. So fühlt sich Ankommen an. Der Abschied war emotional. Ich denke sehnsüchtig an M21.
Jetzt im November: Die Aktivitäten die Erlangen und Cumiana verbinden sind vielfältig. Am Samstag tritt Chor und Orchester von Cumiana in Erlangen auf …
Klaus M.
Anfahrt Tag 1: Erlangen --> Neumarkt St. Veit 252km / 2175hm
Statt einen halben Tag in der Bahn zu sitzen, ziehe ich es vor gleich von Erlangen nach Salzburg zu radeln (ebenso Jörg und Heinz auf anderer Route).
Auf den schnellsten Weg geht es das Regnitz/Pegnitz-Tal quer durch Nürnberg und weiter nach Feucht. In Möning kaufe ich ich wie jedes Mal, wenn ich hier durchkomme, eine Brotzeit. Weiter geht es durch sanfte Hügel nach Mühlhausen. Hier die erste Herausforderung des Tages. Meine geplante Route ist gesperrt, da eine neue Umgebungsstraße gebaut wird und die alte Brücke abgerissen wird. Noch ist die Rennstrecke für Radfahrer freigegeben, was sich nach Ende der Baustelle ändern wird.
Kurz geht es durch das idyllische Altmühltal, bevor es auf die Hochebene geht. Bei Polanden will ich mir die Bavaria-Buche anschauen, aber die gibt es nicht mehr. Ein Blitzschlag hat das Naturschauspiel niedergemacht. Stattdessen leuchtet nun das Korn goldgelb. Bei Neustadt geht es über die Donau. Nun komme ich öfters durch Hopfenfelder.
Mit leichten Marschgepäck kommt man auch mit einen Rennrad gut voran.
Interessant sinb bei einer Radreise quer durch Bayern die Kirchtürme. Jede Region hat ihre eigene Architektur.
25km vor den Ziel freue ich mich schon über eine baldige Ankunft gegen 17 Uhr. Doch dann biege ich von einer Nebenstraße auf eine größere Landstraße 2km vor Gerzen ein und es macht BLING. Am Hinterrad ist eine Speiche gerissen. Die Felge schleift am Rahmen. Was tun? Nun ist nicht nur gutes Rad, sondern auch guter Rat teuer. Da ich Mitglied im ADFC bin, habe ich einen Pannenschutzbrief für mein Rad. Ich rufe die Hotline an und habe zunächst zu kämpfen, dass zunächst mein Standort lokalisiert wird. Die Hotline erklärt mir, dass ich in der Mitte von Nowhere bin und das nächste Radgeschäft 20-30km entfernt ist. Sie braucht Zeit, um Hilfe zu organisieren und will in 10 Minuten zurückrufen. Die Zeit nutze ich, um in die Ortschaft zu laufen. Und ich habe Glück. In der örtlichen Tankstelle werden auch Räder verkauft. Sogar Ersatzteile haben sie. Meine Speichelänge gibt es auch. Mit ausgeliehenen Werkzeug kann ich die defekten Speiche im Nu tauschen und die Pannenhilfe absagen. Als Dankeschön für die nicht in Anspruch genommene Hilfe bekomme 15 EUR gutgeschrieben.
So eine Action kann ich nicht jeden Tag gebrauchen.
Die ganze Nummer hat mich 1-2h gekostet und so komme ich doch später in Mühldorf an als gedacht.
Route:
Anfahrt Tag 2: Anfahrt Neumarkt St. Veit --> Salzburg 185km / 2683hm
Nach den Speichenriss vom Vortag hoffe ich gut an Ziel zu kommen. Denn ein gutes Rad hat keine Defekte. Reißt eine Speiche, dann folgt bald die zweite. Also versuche ich immer behutsam zu beschleunigen, um das Hinterrad nicht weiter zu stressen.
Als erstes Ziel habe ich mir Altötting zurecht gelegt. Am frühen Morgen erreiche ich den Wallfahrtsort und kann sogar noch einen Blick auf die schwarze Madonna werfen, bevor die 9 Uhr Messe beginnt. Die gesamte Kappelle ist mit Danksagungen für etliche wundersame Heilungen und glückliche Wendungen geschmückt. Eigenltich ein ganz netter Ort.
Dann geht es weiter nach Burghausen. Entlang der längsten Burg von Deutschland und dann hinunter zum Marktplatz, wo ich den Radler mitfühlen kann. Wer hat so was noch nicht erlebt?
Auf österreichischer Seite geht es steil raus aus den Tal der Salzach. Dafür hat man von hier aus den besten Blick auf Burghausen.
In Oberösterreich scheinen die Uhr anders zu ticken. Entweder hat man ein Zimmer oder nicht. Wie kann man den eines betreiben?
Im großen Bogen umfahre ich Salzburg. Höre dortige Open Air Festival und darf eine Umleitung fahren. Komme am Obertrumer See und Wiestalstausee vorbei bis ich als erster in uner Hotel eintreffe. Unsere italienischen Freunde sind noch nicht eingetroffen. Also wird die Zeit genutzt, um eine Runde über das Rossfeld zu drehen. Das Rossfeld erklimmt man über Rampen von 10-15%. Die Straße ist breit ausgebaut. Bustauglich. Die Polizei steht mit der Laserpistole am Rand, um bergauf (!) Mopeds wege zu hoher Geschwindigkeit zu kontrollieren. Oben aber hat man dann eine herrliche Aussicht auf das Salzkammergut und die Berge.
Auf den Weg zurück zum Hotel treffe ich dann gerade noch unsere Freunde aus Cumiana an der Bushaltestelle. Sie wollen den Abend in der Innenstadt genießen.
Route:
Rund um Salzburg 121km / 2100hm
Am Morgen stellt sich die Frage: "Sight-Seeing in Salzburg oder eine Rundtour durch das Salzkammergut?".
Die Antwort war ziemlich schnell gefunden als Antonio ebenfalls keine Lust auf die Touristen in der Stadt hatte. Dennoch sind wir zunächst durch die Salzburger Innenstadt geradelt und haben uns einen groben Eindruck von der Mozart - Stadt geholt.
Sogar hatten wir den perfekten Blick auf die Salzburg vom Mirabell-Garten aus. Einzig die Touristen stören selbst am frühen Morgen. (Ein Glück, dass wir keine Touris sondern zwei Radler sind)
Auch bei den Schluchtis geht der unsinngige Trend Brücken mit Schlössern vollzumüllen nicht vorbei. Ich gehe Wetten ein, dass die wenigsten Schlösser von Salzburgern stammen.
Den Track habe ich daheim schon sorgsam ausgewählt. Ein schöne kleine Nebenstraße soll uns aus der Stadt führen. Tat sie auch, kein Auto hat uns überholt. Einzig ein Lieferwagen kam uns entgegen. Der einzige Haken war, dass wir auf 1 km über 180hm erklommen. Für die mathematisch nicht so Begabten: Im Durchschnitt war die Steigung 18% - in der Spitze lag die Steigung bei über 21%. Kein Wunder, dass aus den Fahrrad ein Schiebrad wurde.
Am schärfsten war, aber das wir ein Mädel eingeholt haben, die mit einem normalen Stadtradl diese Rampe ebenfalls schiebend erklommen ist. Da kamen wir "Profis" uns doch etwas klein vor.
So weit wie möglich benutzten wir Nebenstraßen, um zum Fuschl- und Wolfgangssee zu kommen. Teilweise nutzten wir auch einen Radweg mit Naturbelag, nur um von der Bundesstraße weg zu kommen.
Dann kam der mit der Postalm wieder Ruhe auf. Auf der Mautstraße war so gut wie nix los, dafür war der Serpentinen - Index wesentlich höher. Bergwelt vom Feinsten.
Nach der Postalm ging es auf schmaler Straße hinab ins Tal. Nur war es nicht das Tal der Salzach, so dass wir rund 400 hm über den nächsten Sattel klettern durften. Dann aber hatten wir endlich den Blick frei auf unser Quartier und Salzburg.
Route:
Etappe 1 Salzburg - St. Michael 121 km / 2050hm
Die erste Etappe stand zunächst auf wackligen Beinen, da die Straße entlang der Salzach beim Pass Lueg wegen eines Erdrutsches für mehrere Wochen gesperrt war. Die Umleitung über Abtenau würde zusätzliche 400hm bedeuten. Doch wir hatten Glück und eine Woche zuvor wurde die Straße wieder freigegeben.
Folgende Anstiege sind auf der ersten Etappe bezwungen:
Pass Lueg (keine echte Erhebung und ist der Erwähnung nicht wirklich würdig)
Radstätter Tauernpass (1738m)
Nach den großen Empfang und Abendessen am Tage zuvor, kommen alle pünktlich aus den Bett. Auch unsere Rennpferde scheinen ungeduldig auf den Start der Friedensfahrt zu warten.
Gab es tags zuvor noch Diskussionen, ob wir das Startbild in der Salzburger Innenstadt, so waren wir dann doch alle glücklich am Hotel im St. Leonhard zusammen. Dies sparte uns doch 20-30km Stadtverkehr.
Unsere italienischen Freunde hatten an alles gedacht: eine Konfetti-Kanone kündete den Start der diesjährigen Friedensfahrt an.
Das Einsammeln des Konfettis erwies sich danach als etwas mühsam. Hatten sich die Papierschnitzel wirklich gut verteilt.
Dann geht es gemeinsam los ins Salzach-Tal. So weit wie möglich folgen wir den Salzach-Radweg flussaufwärts.
Hier unser Verpflegungsteam mit Manfred, Daniela, Luisa und Elke. Dank Ihnen ist jeder ist mit mehr Gewicht heimgekommen, obwohl man sich den ganzen Tag bewegt hat. Das Niveau war weit über den, was man bei RTFs gewohnt ist. Frischer Kaffee, verschiedenes Obst und jede Menge belegte Brote und Kuchen. Nahezu kein Wunsch blieb offen.
Kurz hinter Radstatt auf den Tauernradweg.
Der Radstätter Tauernpass forderte uns. Breite Strasse und die Steigung geht meist geradlinig den Berg hinauf. Doch oben wartet schon die Verpflegung und alles ist vergessen.
Die Abfahrt vom Tauernpass war rasant. Hier waren noch weniger Kurven vorhanden, die Straße steil und der Rückenwind schob uns noch weiter an. Ohne Anstrengung schaffte man locker 80km/h. Wer sich flach auf den Lenker gepresst hat, schaffte auch die 100km/h.
Im Mauterndorf empfingen uns ein Mittelalter-Fest samt Landsknechte und Ritter. Ich hätte gerne gewusst, ob es damals schon Crepes mit Nutella gab und ob die Fans auch in der Nacht auf Strohsäcken schlafen.
Etappe 2 St. Michael - Lienz 131km / 1500hm
In der ersten Etappe war es lange flach, bevor der Tauernpass kam. Die zweite Etappe war genau umgekehrt. Mit einen Kaltstart ging es gleich den Schönfeldsattel hoch und dann anschließend nur noch lange das Drau entlang.
Pässe:
Route:
Zum Start stellten wir uns zunächst getrennt nach italienischen und deutschen Radverein auf. Danach alle zusammen. Der gemeinsame Blick in das Kamera-Objektiv müssen wir noch üben. Scheinbar ist der Nachbar viel interessanter als der langweilige Fotograf.
Nach nur wenigen Kilometern ging es gleich in den landschaftlich schönen Aufstieg zum Schönfeldsattel. Kaum Verkehr und angenehme Steigung. Echt toll. Einzig die Abfahrt auf der Südseite war auf den ersten Kilometern übel, da mehr Schlaglöcher als Straße vorhanden war.
Auf den Schönfeld-Sattel wartet der morgendliche Kaffee schon. Als Nicht-Kaffee-Trinker habe ich mir sagen lassen, das es sich um Mokka handelt.
Uns begleiteten zwei Lieferwagen und Daniela in ihren Privat-Auto. Manfred & Elke transportierten die Lebensmittel und die Ersatzräder.
Sergio und Luisa übernahmen den Gepäcktransport von Hotel zu Hotel.
Bei diesen Ortschild haben quasi alle (Deutschen) ein Bild geschossen. Als Radler eigentlich ein Muss.
Dann geht es den Drauradweg entlang. Im Hintergrund melden sich die vorhergesagten Gewitter schon an. Kurz nach der Verpflegung zieht es dann richtig zu. Ein kurzer Sprint in eine offen Scheuen und dann geht es los. Schlagregen und Hagel. Ein gute halbe Stunde verweilen wir im Unterschlupf. Andere Friedensfahrer passieren uns wasserdicht eingepackt. Wir warten noch etwas und dann können wir sogar ohne Regenjacke weiterfahren.
Am nächsten Verpflegungspunkt scheint die Sonne als wäre nichts gewesen.
Im Etappenziel Lienz gönnen wir uns ein Eis bevor es dann ins Hotel geht, dass auf einer Anhöhe außerhalb liegt.
Neben einer Wahnsinns - Aussicht hat es noch einen Naturpool ohne Chlor zu bieten. Das Abendbrot und Frühstück ist BIO - einfach klasse.
Etappe 3 Lienz - Bozen 155km / 1510hm
Die 3. Etappe führt uns nach Italien. Na ja, Südtirol gehört zu Italien, doch mit Deutsch kommt man hier übeall glänzend zurecht. Diese Etappe ist die längste der Etappenfahrt. Obwohl sie eigentlich nur das Drautal hinauf und dann das Puster- / Eisacktal hinaub führt kommen weit über 1000hm zusammen.
Da der Radweg nicht komplett asphaltiert ist, gab es zwei Varianten. Wer mit den Gravel-Bike unterwegs war, war ganz klar im Vorteil.
Variante Komplett asphaltiert
Variante Teilweise Naturbelag
Kurz nach Lienz kam nach 10km schon die erste Herausforderung. Der Radweg war unpassierbar. An zahlreichen Stellen war der Radweg unterspült oder von Muren übersät. Als eine Brücke über die Drau komplett weggerissen war, blieb uns nur der Weg zurück und einen Schotterweg über mehrere Kilometer zu folgen. Wohl den, der ein Gravel - Bike hatte.
Auf der asphaltierten Variante hatte man einen genialen Blick auf den Kronplatz (ein Skigebiet, der schon öfters Etappenziel vom Giro d'Italia war).
Im Eisacktal geht es her. Autobahn, Fluss, Bundesstraße und einst die Eisenbahn quetschte sich ins Tal. Nun gibt es einen Eisenbahntunnel und so wurde die ehemalige Bahntrasse zum Radweg umgebaut.
So kommen wir auch in den Genuss im weiten Bogen durch die ehemaligen Bahntunnel zu radeln.
In Bozen erwartet uns der dortige Bürgermeister und die Vertreterin der Friedensinitiative. Bozen ist offizielle Partnerstadt von Erlangen.
Frauen - Power
Was Charly wohl im Moment denkt?
Etappe 4 Bozen - Tonale 123km / 2200hm
Bozen ist eine Fahrradstadt. Überall gibt es Radwege. Kein Wunder, dass es mit Erlangen seine Partnerstadt gefunden hat. So verlassen wir auch recht schnell die Stadt abseits der Autos entlang der Etsch.
Meist führen die Radwege entlang der Etsch oder auf deren Dämme. Die weißen Felsen schauen uns entgegen. Beim Anblick dieser Felsen kommen bei mir immer Urlaubsgefühle auf, denn sie bedeuten für mich den Willkommensgruß für Bella Italia, wenn man über den Brenner nach Italien fährt.
Links und Rechts stehen die Weinberge. Dicht an dicht hängen die Trauben. Die Vorfreude auf den Wein erzeugt ein Lächeln in mein Gesicht.
Dann geht es das Tal der Noce hinauf. Es gibt schöne Radwege, so dass wir den Verkehr aus den Weg gehen können. Bald fahren wir durch zahlreich sterile Apfelplantagen. Die Apfelkisten stapeln sich meterhoch vor den Hallen. Mir vergeht der Appetiti auf Südtiroler (Industrie-) Äpfeln. Meist fahren wir in kleineren Gruppen, doch ein geschlossener Bahnübergang bringt uns alle wieder zusammen.
In oberen Noce-Tal sehen wir neben Wildwasser-Fahrern auch schöne Kirchen. Doch der Wandel der Zeit macht auch vor uns nicht halt,...
..., schaut mal! Was machen wir Radler, wenn wir nicht strampeln? Jeder schaut in sein Elektronik-Kästle rein. Brrrrh!!!
Da weiß der Massimo doch besser wie man das Leben so richtig genießen kann.
In Fraviano besuchen wir das Museum vom 1.Weltkrieg. Hier hat die Winterschlacht zwischen Österreich und Italien stattgefunden. Zahlreiche Soldaten sind durch den Winter und Lawinen umgekommen. Die Zivilbevölkerung wurde nach Wien evakuiert, wo es ihr auch nicht wirklich besser ging. Nie wieder Krieg!!!
Auf der Passhöhe vom Tonale steht eine Gedenkstätte.
Im Innern der Gedennkstätte.
Etappe 05: Tonale - Domaso 129km / 890hm
Offizielle Route der Tour:
Wir übernachten auf etwa 1800m etwas unterhalb der Passhöhe im Hotel Bezzi, ein Familienbetrieb und entsprechend herzlich werden wir bedient. Der Vorteil so hoch zu übernachten ist, dass man heutigen Tag gleich mit einer Abfahrt starten kann. Bei Temperaturen im einstelligen Bereich ist es entsprechend kalt und wir freuen uns auf die Sonne, die uns schnell wieder aufwärmt.
Bei der Tourplanung hatte ich damals die Wahl entweder auf der breiten Hauptstraße das Oglio-Tal bis Edolo zu fahren oder parallel auf den Radweg. Der Radweg war schlecht beschrieben, ob überhaupt mit den Rennrad fahrbar. So furh der Großteil der Gruppe auf der Hauptstraße und ein paar Radler auf den schmalen Asphaltband, dass sich das Tal entlang und öfters hinauf und hinab schlängelte.
Nach Edolo passiert mir beim Planen auf Fauxpass, der Track führte auf kürzesten Weg durch eine Ortschaft. Der kürzeste Weg ist aber oft nicht der schnellste, wie man an folgenden Bildern sehen kann. Es wird aber noch besser. Dadurch das ich im Oglio-Tal schon über den "zweifelhaften" Radweg fahren wollte, folgte ich einen anderen Track, der diese Natureinlage ausgelassen hat. Ohne überhaupt einen Meter auf Schotter zu fahren bin ich zur ersten Verpflegung in Aprica angekommen, wo ich einiges Gemecker anhören musste.
Nach Aprica verlassen Pasquale, Davide, Artemio und ich den offiziellen Track, der das Adda-Tal abwärts zum Comer See führt. Stattdessen machen wir einen Abstecher in die Schweiz.
Über Tirano geht es hoch zum Bernina-Pass. Im selben Tal fährt auch der Glacier-Express. In Brusio schauen wir zu wie er einmal um sich selbst kreiselt um Höhe zu gewinnen.
Hin und wieder fährt der Zug auch in den Ortschaften auf der Hauptstraße. Da schaut man schon dumm aus der Wäsche, wenn der Zug einem entgegenkommt und einfach nicht ausweichen will.
So weit wie möglich fahren wir über Nebenstraßen und werden mit wenig Verkehr und Blumenfeldern belohnt.
Nach etwas 1880hm Kletterei erreichen wir den Bernina-Pass.
Hier hat man eine herrliches Bergpanorama. Mehre Stauseen und viel Schnee auf den Bergen. Später sehen wir in der Ferne noch den Moratsch-Gletscher. Einzig der Gegenwind war brutal. Obwohl es ständig ziemlich bergab ging, schafften wir trotz kräftigen Tretens kaum mehr als 30 km/h.
In St. Moritz fahren wir der Natur-Bob-Bahn hoch in den Ski-Ort. Viele Hotels. Wenig Flair. Schnell geht es weiter zum Silvaplana-See und weiter zum Maloja-Pass. Ein besonderer Pass, der auf unserer Seite über das Inntal flach angefahren wird und dann auf der anderen Seite steil in Richtung Italien abfällt.
In Maloja sehe ich die Latteria, wo ich schon vor über 20 Jahren eingekauft habe. Der Jogurt und Käse ist zwar ziemlich teuer, schmeckt aber immer noch ausgezeichnet.
Dann sausen wir das Tal hinab. Der Gegenwind wird schwächer und schwächer. Im Hintergrund spitzt die Piz Badile hervor. Kurz vor der Grenze noch großes Geschrei meiner italienischen Mitfahrer als ein Schweizer Autofahrer mich im Kreisverkehr schneidet. Als Dank nimmt ihn der italienische Zöllner etwas genauer unter die Lupe.
Dann druchqueren wir Chiavenna und erinnern uns gemeinsam an unsere Fahrt im Jahr 2013 über den Splügen-Pass.
Bald erreichen wir den Comer See und unser Hotel. Spät ist es geworden. Fast 19 Uhr. Leider haben wir keine Zeit mehr in den See zu springen, sondern müssen uns fertig machen für das Abendessen.
Unsere Route:
Etappe 06: Domaso - Mergozzo 106km / 1000hm
Heute ist mehr oder weniger ein Ruhetag, da nur rund 100km mit weit weniger als 1000hm zu kurbeln sind. Die angezeigten 1000hm stimmen nicht, da die Programme die Tunnels falsch auswerten.
Anfangs geht unsere Strecke am Comer See entlang. Ein Wechselbad zwischen Hautpstraße mit abartig vielen Verkehr und einsamen Radwegen, wenn die Hauptstraßen in den Tunnel verschwindet. Dann haben wir die alte Straße für uns mehr oder weniger für uns allein und genießen die Blicke auf den See und Villen.
Immer wieder fahren wir auch durch die alten Tunnels.
In Menaggio verlassen wir den Comer See und fahren in Richtung Schweiz zum Luganer See. In Lugano halten wir uns nur kurz auf. Zu mondän ist hier das Treiben für uns. Nur kurz über den Hügel bei Lugano und dann weiter nach Italien, wo uns eine lächelnde Bahn entgegenkommt.
Bei der Verpflegung in Ponte Tresa erzählt mir der Thomas, dass er eine schöne Straße zu einen kleinen Kirchlein kennt. Kurzentschlossen schließen wir (Antonio und ich) ihn an. Tatsächlich fahren wir über praktisch menschenleere Straße durch endlose Wälder hoch zur kleinen Kirche St.Michele aus den 10.Jahrhundert (Passo San Michele). Die Straße ist steil und eng. Gut dass keiner unser Schnaufen hört. Vor der Kirche sind neuartige Fahrradständer, wo man seinen Drahtesel richtig versorgen kann.
Obwohl wir schon auf 800m sind geht es nach kurzer Abfahrt noch weiter hoch zum Passo Cuvignone (1023m). Die Abfahrt hinab zum Lago Maggiore ist zum Vergessen. Straße ist schmal und Auto vor uns bremst uns. An Überholen ist nicht zu denken, reiht sich doch Kurve an Kurve.
In Laveno kommen wir wieder auf den offizielen Track, wo wir alle die Fähre über den Lago Maggiore nach Verbania nehmen.
Die Zeit bis zur Fährabfahrt wird für die Verpfegung genutzt.
Blick nach Verbania.
In Mergozzo ist unsere Unterkunft. Mergozzo hat zahlreiche schöne Hinterhöfe und ein schöne Kirche mit Kreuzgang.
Blick aus unseren Hotel auf den Lago di Mergozzo.
Das Hotel war recht geschäftstüchtig. Hier eine Episode: Mein Freund Carmelo ordert eine Flasche Wein für 20 EUR. Beim Öffnen bröselt der Korken raus --> der Wein kann nichts taugen und er lässt ihn zurückgehen. Der Wirt bringt eine andere Flasche, die in Ordnung ist. Als es zum Zahlen geht, bleibt meinen Kumpel die Spucke weg. Die Flasche soll 40 EUR kosten. Er wollte eins ausgeben. Doch geteiltes Leid ist halbes Leid und ich habe die Hälfte übernommen. Also Mädels und Jungs: "Obacht geben im Hotel Due Palme! "
Hier noch der Track mit der alternativen Route:
Etappe 07: Mergozzo - Ivrea 114km / 1670hm
Die 7. Etappe bereitete in der Vorbereitung kopfzerbrechen. Hüglig, flach, lang, weniger lang. Keiner äußert sich. Die Planung sollten die Italiener übernehmen, aber deren Vorschlag war noch schwieriger. Also bereitete ich für den heutigen Tag drei Etappen vor. Am Morgen entschieden sich die meisten für die mittelschwere Etappe. Erst an der ersten Verpflegungsstelle bemerkten wir, dass kein Manfred's Mannschaft nicht da war. Sie hatten einen anderen Punkt angesteuert. Das hat man davon, wenn man die Etappen flexibel gestalten will.
Am Morgen machen wir vor den Hotel ein Gruppenfoto.
Bis auf den, dass die Farben etwas verblasst sind, schauen wir alle kein Tick älter aus :-)
Wer erkennt hier wen?
Unser Radsport - Club hat echte Fans im Piemont, die auch unsere Club-Bekleidung in Ehren halten.
Ein handvoll Radler nimmt die schwierige Route, die über eine Panorama-Straße entlang der Po-Ebene führt. Interessant sind immer die Kleinigkeiten am Wegesrand: Warum sind Italiener manchmal unpünktlich? Es liegt einfach an deren Uhren!
Na zum Glück ist Sommer. Im Winter darf man nur mit Ketten oder Winterreifen über die Straßen fahren. Gigantisch sind die wilden Hortensien am Wegesrand.
An die Blumen konnte ich mich gar nicht satt sehen.
Es geht hoch auf über auf fast 1500m. Bei guten Wetter hätte man einen traumhaften Blick über die Po-Ebene auf der einen Seite und auf die Alpen auf der anderen. Leider ist es bei uns recht schwül und entsprechend diesig. Keine Fernsicht. Da müssen wir wohl nochmal im Herbst kommen.
Dann geht es runter nach Rosazza, ein typisch kleines Dorf im Piemont. Danach steigt unmittelbar wieder die Straße an. Es geht zur Wallfahrtskirche Santuario di Oropa. Von dieser Seite nach Oropa zu fahren ist etwas abenteuerlich, da man den unbeleuchteten Scheiteltunnel queren muss. Mitten im Tunnel steht dann noch eine Regenfass, dass die Tropfen von der Decke auffängt. Wer lässt sich sowas einfallen?
Oropa hüllt sich in dunklen Wolken. Zeit zum Besuchen haben wir nicht. Die meisten wollen sofort weiter. Ich drehe noch eine kurze Runde und lasse die Szene auf mich wirken. Letzendlich muss ich alleine bis zum Ziel weiterfahren. Radfahrer sind einfach Individualisten.
Eine Szene, die ich nicht vorenthalten will. Wie kann es sein, dass man nur einen Satz Trikto mit M19 hat und dennoch immer auf die Bilder zu sehen ist? Ganz einfach, jeden Abend heißt es Wäsche waschen. Waschen ist nicht das Problem, sondern wie bekommt man die Klamotten wieder trocken? Man spannt einfach eine Leine quer durchs Zimmer.
Auch das tägliche Ein- und Auspacken geht einen auf den Nerv. Ohne Begleitfahrzeug hat man so gut wie nix dabei. Dies hat auch seine Vorteile, dann man kaum was auspacken muss.
Etappe 07: Ivrea - Cumiana 103km / 1000hm
Dieses Hotel war auch schon im Jarh 2007 berüchtigt. Dieses Jahr war es nicht besser, das Frühstücks-Buffet schaut etwas spärlich aus (nachdem die Hälfte der Mannschaft vorbei war).
Heute sind weiter Freunde aus Cumiana dazugestoßen. Unterwegs kommen noch mehr hinzu. So weit wie möglich fahren wir im Pulk zusammen. Anbei ein paar Impressionen von der letzten Fahrt.
und hier noch ein Video (falls es klappt).
<Video mit allen Teilnehmern>
In Cumiana ist großer Empfang von den Angehörigen und Kommunal-Politikern.
Für viele ist es das erste Mal, dass sie bei Mario und Glady im B&B übernachten. Selbst den Hund Rambo gibt es noch. Es ist so etwas wie heimkommen.
Ein Besuch an der Gedenkstätte vom Cumianer Massaker vom 3. April 1944.
Abends gibt es noch ein großes Fest mit großen Menü, Wein, Musik und Tanz.
Gefeiert und getanzt wurde bis spät in die Nacht. Mit kleinen Augen mussten wir am nächsten Morgen schon bald aufstehen. 6 Uhr Frühstück und dann ab zum Bahnhof, wo unser Zug fuhr schon um 8Uhr in Torino abfuhr. Wehmütig schauen wir zurück und freuen uns auf die nächste Friedensfahrt im Jahr 2021
Teilnehmer
P.S.: Lang hat es gedauert bis der Bericht fertig war. Irgendwie hatte ich keine Lust ihn zu schreiben, da beim Vortreffen die einmündige Meinung war, dass man den sowieso nicht braucht. Falls jemand anderer Meinung ist, dann freue ich mich über jeglichen Kommentar zum Bericht.
Vielen Dank an Klaus M. Ohne sein Zutun und seiner Ermunterung doch etwas zu tippen wäre er bis heute noch nicht fertig.